Das Kräftereich in St. Jakob im Walde in der Oststeiermark ist ein ganz besonderes Museum. Auch wenn viele Besucher danach begeistert sind, ist es noch immer ein Geheimtipp, weil es sich, so die Dame an der Kasse, so schwer beschreiben lässt. Wie soll man sich auch Kraft oder Energie in einem Museum vorstellen? Vielleicht sollte man es besser Erlebniswelt nennen oder den Besuch als Entdeckungsreise für Körper und Geist betiteln. Denn mit einem verstaubten Museum hat das Kräftereich absolut nichts zu tun.

Viele Kräfte wirken aus allen Richtungen auf uns. Wir sehen sie aber nicht, und nicht jeder glaubt daran, dass es Wasseradern oder Gittersysteme gibt. Deshalb werden Geomantie und Radioästhesie im ersten Raum des Kräftereichs durch Lichtinstallationen und Laserstrahlen sichtbar gemacht. Weiter geht es im Halbdunkeln mit Astrologie, Astronomie und dem Mond. An einem virtuellen Sternenhimmel kann man sich Tipps holen, wo man sein Sternzeichen am Abendhimmel suchen muss.

Kraftplätze verfügen über eine besondere Ausstrahlung, die sich physisch oder psychisch, hoffentlich nur positiv, äußern kann. Besonders die Berge strahlen eine große Kraft aus und bieten unvergessliche Eindrücke. Große Steine weisen oft auf intensive Erdstrahlen hin.

Weiter geht es zu Hexen und den fünf Weltreligionen, die optisch und akustisch präsentiert werden. Was auch immer man davon glaubt, Schlaf und Träume kennt jeder. Große Transparente unter der Schräge des hölzernen Dachstuhls sind diesem Thema gewidmet. Ist es wahr, dass im Schlaf die Informationen des Tages neu organisiert werden? Die Meinungen dazu sind so unterschiedlich wie die Wahrnehmung im allgemeinen, die immer subjektiv ist, weil sie vom Gehirn beeinflusst wird. Optische Täuschungen zeigen das eindeutig…

Fernöstliche Lehren werden anschließend zum ersten Mal ein Thema. Architektur und Feng Shui werden auf drehbaren Tafeln ebenso präsentiert wie Yin und Yang und die 5 Elemente.
Der Rückweg auf dem Dachboden wird bunt. Wie wirken die Farben rot, blau, grün und gelb, welche Eigenschaften werden ihnen zugesprochen, wo werden sie verwendet? Mit Texten, Bildern und Exponaten werden diese Fragen beantwortet. Hier lohnt es sich, nicht nur nach rechts und links, sondern auch nach oben zu schauen, um alles zu entdecken. Bunt bleibt es auch im Chakrenturm, der die Hauptenergiezentren im Yoga sehr anschaulich darstellt. Wer inzwischen (oder schon immer) zur Einsicht gelangt ist, dass Körper und Geist zusammengehören, findet umfangreiche Informationen zu Ayurveda und traditioneller chinesischer Medizin. Die Aussicht, mit genügend Abwehrkräften (Qi) und einem Gleichgewicht aus Yin und Yang jede Krankheit bewältigen zu können, hört sich zumindest vielversprechend an. Wer genug Zeit ins Kräftereich mitgebracht hat, kann sich zu diesen Themenbereichen ausgiebig informieren.

Jedes Eckchen des Gebäudes wird genutzt, und so findet man im Treppenhaus eine Gegenüberstellung von Steinen und Materialien für Schmuckstücke mit deren Wirkungen auf den Menschen. Das Wissen von Hildegard von Bingen zur Wirkung von Steinen und Pflanzen kann man in einem eigenen Raum abgreifen. Von ihr zu Pfarrer Kneipp ist der Weg nicht weit. Auch wenn seine Medizin aus der Hydro-, Ernährungs-, Bewegungs-, Phyto- und Ordnungstherapie besteht, wird er doch am häufigsten mit Wasser in Verbindung gebracht, so dass diesem Element noch weitere Exponate auch über Grander und Schauberger gewidmet sind. So verwirrend wie interessant ist „Aqua Mystica, der lautlose Wasserstrahl“, der von der Decke in einen Brunnen fällt. Ist es wirklich Wasser? Ist es eine Illusion? Die Antwort erhält man, wenn man sich traut, die Hand in den Strahl zu halten…

Vom Wasser geht es einen Stock tiefer zur Luft, die wir zum Leben brauchen. Emanuel, der riesige Gummibär, wird im Atemrhythmus mit Luft gefüllt und entleert. Atmung ist aber noch weit mehr als der schlichte Austausch von Gasen. Über Atemtechniken, ein starkes Qi und Atemtherapien gibt es auch noch einiges zu lernen.

Bewegung und Schönheit bilden den Abschluss der Ausstellung im Untergeschoss mit einigen Exponaten, die zum Nachdenken anregen.

Wer Lust hat, kann sich einen Film über das kraftspendende Joglland ansehen, bevor es im Garten auch noch einiges zu entdecken gibt. Die Fußreflexzonen werden mit zwei Beeten in Fußform dargestellt. Die Bepflanzung erfolgte mit Heilkräutern, die der Reflexzone entsprechenden Region gut tun.
Die Wirkung der Farben wird hier nochmal blumig mit Kombinationen aus gleichfarbigen Blumen dargestellt.

Wie lange man sich im Kräftereich aufhält, hängt davon ab, wie intensiv man die Texte und Exponate studiert. Wenn man wirklich tief ins Thema eintauchen will, können schnell ein paar Stunden wie im Flug vergehen.

Das Kräftereich ist leicht zu finden, da es sich an der Ortsdurchgangsstraße in der Nähe der Kirche befindet. Parkplätze sind hinter dem Gebäude in ausreichender Menge vorhanden.

Empfehlenswert ist zudem der Kraftpfad von St. Jakob nach Wenigzell, auf dem man an 15 Stationen noch mehr über Kraft erfahren kann. Sterne, Träume, Zeit, Vernunft oder Heimat können Kraft spenden, um nur einige Beispiele zu nennen. Der Weg ist 6 km lang, d.h. rund 2 Stunden muss man für eine Strecke veranschlagen. Man lernt dabei aber auch die wunderbare Landschaft näher kennen, was sich auf jeden Fall lohnt.