Wanderung mit Wirkung: Mental-Power-Weg in der Leutasch

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Was unterscheidet Erik Frenzel oder die anderen, die in Seefeld vom Siegerpodest des Nordic Triple Combined strahlen, von denen, die sich ganz hinten im Klassement einreihen? Training? Material? Ernährung? Körperbau? Ja, sicher einiges davon, aber es gibt noch etwas – nämlich die mentale Stärke!


Tafel Mental Power WegWeil die nicht nur Spitzensportlern nutzt, sondern jedem von uns in fast allen Lebenslagen, hat die Olympiaregion Seefeld-Leutasch mit ihrem Mental-Power-Weg eine Brücke von den Spitzensportlern zu dir und mir geschlagen, die ihren Urlaub oder einfach einen schönen Tag in der Leutasch verbringen. Der Weg von Weidach auf den Brunschkopf alleine ist schon landschaftlich reizvoll. Er führt durch’s Fluderbachtal mit seinem glucksenden Bach, bietet etliche Ausblicke auf die umliegende Bergwelt, kommt am romantischen Wildsee vorbei und lädt bietet den perfekten Gegenpol zu Trubel und Stress. Es ist eine nette Halbtageswanderung über 13 km mit 439 m Aufstieg auf meist breiten Wegen.

Das Sahnehäubchen sind die 12 Stationen des Mental-Power-Wegs, die ganz behutsam und praktisch in das Thema einführen. “Mental” klingt ja für manche komisch, vielleicht sogar nicht so ganz seriös. Aber das spielt sich alles im Kopf ab. Lassen Sie sich einfach mal drauf ein und machen Sie sich auf den Weg zum Brunschkopf und zu sich selbst. Ich bin sicher, dass Sie zumindest mit dem einen oder anderen Impuls etwas anfangen können.

Bieten Sie Ihrem Kopf doch einfach den Slogan der Region “Leutasch – Tut mir gut” an, und gehen Sie in dieser Stimmung auf den Weg.
12 Stationen, das sind 12 große Tafeln voller Informationen, kombiniert mit passenden Bildern und viel praktisch Verwertbaren. Und das nicht irgendwann, sondern sofort an der Station an vielen großen Holzgeräten. Sie müssen also das, was auf den Tafeln steht, nicht einfach glauben, sondern können es selber ausprobieren, sich Ihr eigenes Bild machen, Ihre eigenen Empfindungen erforschen und Schlussfolgerungen ziehen. Wie lange Sie dafür an der Station verweilen, bleibt ganz Ihnen überlassen. Wenn Sie sich dann wieder auf den Weg zur nächsten Station machen, dürfen Sie das mit einer Frage tun, über die Sie nachdenken oder mit Ihren Begleitern diskutieren können.

Von innen nach außen

Die ersten Stationen lenken den Blick nach innen, damit man sich seiner Selbst bewusst wird. Danach wird die Umgebung mit einbezogen, die ganz unterschiedlich wahrgenommen werden kann. Im Idealfall verschafft sie uns Geborgenheit, damit die Alarmsysteme des Körpers in den Ruhezustand gehen können. Was ist Geborgenheit? Krabbeln Sie hinein in’s kleine hölzerne Zelt und definieren Sie es für sich.
Auch wenn wir es gerne hätten, aber immer werden wir nicht Geborgenheit finden. Auch das Gegenteil wird der Fall sein. Und so befassen sich die nächsten Stationen mit Paaren, Gegensätzen und dem Gleichgewicht.

WichtellliegeNehmen Sie Platz auf den lustigen Wichtelliegen mit den bunten Zipfelmützen, schauen Sie in den Himmel und denken Sie über Yin und Yang nach, bevor Sie sich an der ungleichen Wippe um Ausgleich bemühen.
Bevor Sie die letzten 200 Höhenmeter zum Brunschkopf angehen, lädt die Station am Wildsee mit ihren Ruhebänken zu einer Rast ein. Genießen Sie den Blick auf den See und lassen Sie die Texttafeln auf sich wirken. Spüren Sie vielleicht schon etwas? Sind Sie auf den nun hinter Ihnen liegenden Stück des Weges schon ruhiger geworden? Oder hat sich ein spezieller Gedanke in Ihrem Kopf festgesetzt?
Auf der anderen Seite des Sees geht es mit den 4 Elementen kurz steil bergauf. Hier treffen Sie auch die Wanderer, die den Ski-Pfad aus Seefeld begehen. Die großen Schlitten mit den Infotafeln zum nordischen Skisport gehören dazu und mögen an die mentale Stärke erinnern, die Sieger im Sport aufweisen.

Wildsee
Aber wer heute gewinnt, kann morgen schon abgeschlagen ins Ziel kommen. Scheitern gehört im Sport wie im Leben dazu. Es ist nicht beliebt, aber durchaus nützlich – wenn man richtig damit umgeht. Vor allem Reinhold Messner wird an der zugehörigen Station zitiert, zu der auch die Hand als Sitzplatz unter Bäumen dient.
Wenn Sie die Erkenntnisse über das Scheitern verinnerlicht haben, können Sie sich ruhig etwas zutrauen. Diese Zuversicht vermittelt die letzte Station vor dem Gipfel. Nehmen Sie die Holzstufen in Angriff, während Sie darüber nachdenken, was Sie sich zutrauen. Wenige Minuten später haben Sie es geschafft! Die Aussichtsplattform des Brunchkopfes ist erreicht, und die Umgebung liegt Ihnen zu Füßen.
Mental Power WegGenießen Sie den Blick und nehmen Sie Ihre Gedanken und Gefühle wahr. Hat der Mental-Power-Weg bis hierhin etwas bei Ihnen ausgelöst? Natürlich werden Änderungen selbst durch einen so tollen Weg nicht wie mit einem Schalter sofort ausgelöst. Aber Sie haben einen ersten Schritt getan, der sehr wertvoll ist.
Wenn Sie sich von der Aussicht verabschiedet und mit einer Gipfelrast gestärkt haben, geht es auf dem gleichen Weg wieder zurück an den Ausgangspunkt. Das klingt vielleicht langweilig, bietet Ihnen aber die Möglichkeit, alle oder ausgewählte Stationen nochmal zu besuchen. Geht man einen Weg in die andere Richtung, bleibt das Auge immer wieder an anderen Dingen hängen, ob an den Stationen oder zwischendurch. Der Fluderbach begleitet Sie nun zur Linken, vielleicht färben andere Lichtverhältnisse die Umgebung ander sein, oder Sie nehmen eine der früheren Stationen mit den Erkenntnissen aus den späteren Stationen auf dem Rückweg nochmal anders wahr. Probieren Sie es aus und denken Sie daran “Leutasch – Tut mir gut!”.

Wegverlauf

Der Mental-Power-Weg beginnt am Infobüro in Weidach. Wer mit dem Auto anreist, kann selbiges für 4 Euro auf dem großen Parkplatz zwischen dem Fritz-Dopfer-Platz und dem Musikpavillon abstellen. Das erste Wegstück führt quasi zum Aufwärmen etwas durch den Ort bis zur Talstation der FarbfernrohrSkilifte. Nach einer kurzen Steigung entlang des Waldrandes geht es dann endlich mit der ersten Station los. Dank der großen gelben Schilder mit dem geschwungenen Endsymbol ist Verlaufen ausgeschlossen. Merken Sie sich aber die Stellen, an denen Sie abbiegen, für den Rückweg. Denn hier gibt es 2 Stellen, an denen Köpfen und Erinnerungsvermögen gefragt sind. Die erste dieser Stellen ist kurz hinter dem Wildsee, wo Sie an der Gabelung den rechten Weg wählen müssen und sich nicht daran stören dürfen, dass der normale Wegweiser nur geradeaus weist. Die zweite Stelle ist hinter der Station mit der Wippe und dem Pendel, wo Sie vom breiten Weg links abbiegen müssen. Achten Sie hier auf den Mental-Power-Weg-Wegweiser rechts am Weg, den Sie gesehen haben, als Sie auf dem Hinweg auf den breiten Weg abgebogen sind.
Der Weg hat insgesamt eine Länge von 13 km und überwindet 400 Höhenmeter. Für den Hinweg werden offiziell 3 Stunden, für den Rückweg 2 Stunden veranschlagt. Diese Zeit habe ich mit zügigem Schritt und intensivem Studieren der Tafeln auch tatsächlich gebraucht. Da ich die meiste Zeit im Regen unterwegs war, konnte ich mich leider nicht auf den Fühlbrettern, der Holzschaukel, den Wichtelbänken oder der Hand niederlassen. Nehmen Sie den Mental-Power-Weg also, wenn es irgendwie geht, an einem trockenen Tag ins Programm und planen Sie einfach den ganzen Tag dafür ein. An Stelle der Gipfeljause können Sie natürlich auch zünftig in der Wildalm einkehren.
Was im Kopf passiert, ist individuell. Unter die Füße bekommen alle Wanderer breite Waldwege bis schmalere Pfade. Die Hochgebirgs-Wanderstiefel brauchen Sie nicht, aber feste Schuhe sind immer eine gute Wahl. Dazu ein kleiner Rucksack mit Trinkflasche und allem, was der vernünftige Wanderer sonst noch so mitnimmt. Wie wär’s mit einem kleinen Notizzettel für wichtige Gedanken oder Impulse?

Auf geht’s, auf den Mental-Power-Weg in die Leutasch! Es lohnt sich sicher. Und vielen Dank an die Macher dieses tollen Wegs für Ihren Mut, dieses Thema anzugehen und für die kreative Umsetzung.