Die Forschung sucht intensiv nach wirkungsvollen Substanzen, die Demenzerkrankungen komplett heilen oder gar verhindern können. Es gibt etliche Ansätze, aber der Durchbruch ist noch nicht erfolgt. Jüngere Menschen können ihr Gehirn präventiv trainieren, denn je höher das Ausgangsniveau ist, von dem aus die Erkrankung beginnt, desto mehr Kompetenzen stehen noch zur Verfügung. Personen, bei denen bereits eine Demenzerkrankung diagnostiziert wurde, können die verlorenen Fähigkeiten durch Gedächtnistraining nicht mehr zurückgewinnen. Für sie ist geistige Aktivierung empfehlenswert, mit der sie die noch vorhandenen Gehirnfunktionen nutzen, stärken und erhalten können. Damit sollen vor allem die Alltags- und Sozialkompetenzen gefördert und so lange wie möglich erhalten werden. Auch die Stärkung des Wohlbefindens und des Selbstwertgefühls spielt bei demenziell veränderten Personen eine wichtige Rolle. Im Vordergrund stehen Aktivitäten, die ein „das kann ich noch“ hervorrufen und nicht ständig auf die vorhandenen Defizite hinweisen.
Ziele und Inhalte der geistigen Aktivierung
Das Langzeitgedächtnis bleibt von den Abbauprozessen weitgehend verschont, so dass hier vorhandenes Wissen noch abgerufen werden kann. Erinnerungen an frühere Zeiten sind erhalten und können Ausgangspunkte für Aktivierungsübungen sein. In Gruppen werden so Gespräche angeregt, während beim Biografischen Arbeiten in Einzelarbeit die Geschichte einer einzelnen Person zusammengetragen wird. Die daran anknüpfenden Aufgaben werden individuell an den beruflichen und privaten Werdegang der Person angepasst, was den Patienten Erfolgserlebnisse verschafft. Historische Bildern oder Gegenstände sind wichtige Utensilien bei der Aktivierung.
Sehr gut im Langzeitgedächtnis verankert sind auch Sprichwörter und Lieder die in verschiedenen Formen in Übungen eingebaut werden können. Musik und Rhythmus wecken Erinnerungen und erreichen auch Menschen mit fortgeschrittener Demenz auf ganz besondere Weise.
Aufgaben zur Denkflexibilität oder zum logischen Denken sind für Demenzpatienten natürlich nicht mehr geeignet. Stattdessen sind Spiele angesagt, die mit leichten kognitiven Aufgaben verbunden sein können, aber auch in der Gemeinschaft Spaß machen. Kreative Bastelarbeiten sind ebenfalls gut geeignet, vor allem wenn und weil hier sichtbare Ergebnisse erzielt werden, die auch zur Dekoration der Wohnräume verwendet werden können.
Ein paar Grundinformationen zur Demenz
Demenz ist ein Oberbegriff, der für rund 75 verschiedene Krankheitsformen steht. Je nach Syndrom sind verschiedene Gehirnbereiche betroffen und entsprechend unterschiedliche Einschränkungen zu verzeichnen. Eine gewisse Vergesslichkeit im Alter ist mehr oder weniger normal. Erst wenn die Symptome über mehrere Monate anhalten und stärker werden, sollte ein Facharzt aufgesucht werden.
Neben den gefürchteten irreversiblen Demenzen gibt es auch reversible Formen, die in Folge anderer Grunderkrankungen auftreten. Dazu zählen unter anderem ein massiver Flüssigkeits- oder Vitaminmangel, Nebenwirkungen von Medikamenten oder Giften ebenso wie neurologische, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Verletzungen des Gehirns.
Von den verschiedenen Demenzformen wird die Alzheimer-Demenz in 60% der Fälle diagnostiziert. Die Krankheit beginnt mit Störungen der Merkfähigkeit und der Wortfindung. Später kommen psychische Veränderungen und körperliche Symptome dazu. Andere häufiger vorkommende Demenzformen sind
- Vaskuläre Demenz
- Lewy-Körperchen-Demenz
- Parkinson Demenz
- Frontotemporale Demenz
Seit 1986 läuft in den USA die sogenannte Nonnenstudie. Die Untersuchungen an rund 700 Nonnen haben gezeigt, dass ein Gehirn durchaus die für die Alzheimer-Demenz typischen Ablagerungen aufweisen kann ohne dass die geistige Leistungsfähigkeit der Person zu Lebzeiten eingeschränkt war. Diese Gehirne waren offenbar durch eine gesunde, geistige anregende Lebensweise mit Meditation und sozialem Miteinander in der Lage, die Schäden auszugleichen und ausreichend funktionsfähige Verknüpfungen zwischen intakten Nervenzellen zu bilden.