„Lernt das Wasser richtig kennen, und es wird euch stets ein verlässlicher Freund sein.“
Sebastian Kneipp hatte nicht nur ein besonderes Auge und Gespür für die Leiden der Menschen, von denen er Tausende heilen konnte. Er war auch ein großer Redner und brachte vieles treffend auf den Punkt. Deshalb sagt ein Zitat von ihm oft mehr als viele andere Worte.
Wenn es bei Kneipp um Wasser geht, ist in den meisten Fällen kaltes Wasser gemeint, denn die Temperaturreize stehen im Vordergrund. Trifft das kalte Wasser auf die Haut, muss der Körper darauf reagieren, damit die Körpertemperatur nicht zu weit absinkt. Zunächst verengen sich die Blutgefäße im behandelten Bereich, anschließend wird Wärme aus dem restlichen Körper angefordert. Sobald diese angekommen ist, dehnen sich die Blutgefäße wieder aus, um das erwärmte Blut durchzulassen. So ist jede Wasseranwendung ein ausgezeichnetes Training für die Blutgefäße. Außerdem gleicht sich die Blutverteilung in der Haut, in den inneren Organen und im behandelten Körperteil aus. Kneipp ging davon aus, dass die meisten Beschwerden durch eine schlechte Blutverteilung hervorgerufen werden.
Kleine Anwendung, große Wirkung
Die Wirkung geht aber noch weiter. Verschiedene Hautareale sind mit inneren Organen verbunden, die durch die Wasseranwendung ebenfalls aktiviert werden. Wassertreten beeinflusst beispielsweise die Organe im Unterleib. Da auch das vegetative Nervensystem angesprochen wird, kann sich eine lokale Anwendungen sogar auf den gesamten Körper und auf die Psyche auswirken.
Bei regelmäßigen Anwendungen lernt der Körper, sich gegen die Kälte zu wehren. Wenn ihm das gelingt, kommt er nicht nur generell besser mit Wärme und Kälte zurecht, sondern wird auch leichter mit anderen Störungen von außen fertig. Das Immunsystem wird also gestärkt, und die Reaktion des Körpers auf Reize läuft ökonomischer ab.
Kneipp’sche Anwendungen können übrigens schon im Kindesalter beginnen und sind selbst für pflegebedürftige Menschen noch eine Wohltat. Natürlich muss hier vorsichtig dosiert werden, sowohl was die zu behandelnden Körperregionen als auch die Wassertemperatur angeht.
Selbsthilfe bei Befindlichkeitsstörungen
Wer ein paar Wasseranwendungen kennt, hat wirkungsvolle Werkzeuge zur Selbsthilfe bei Befindlichkeitsstörungen zur Verfügung. Ein Armbad bei Kopfweh, ein Knieguss bei Kniebeschwerden, ein Gesichtsguss zum munter werden, eine Leibwaschung als Einschlafhilfe oder ein Halswickel bei Halsschmerzen sind schnell und einfach gemacht.
Vielleicht haben Sie ja das Glück, in der Nähe einer Kneippanlage zu wohnen. Wenn nicht können Sie sich mit wenig Aufwand und zu moderaten Kosten eine kleine Kneipp-Badeanstalt im eigenen Badezimmer einrichten. Handelsübliche Wannen reichen völlig aus, und mit wenigen Handgriffen können in der Dusche perfekte Güsse durchgeführt werden. Vielleicht noch ein Thermometer, Waschtuch, Essig und eine Bürste, und schon steht regelmäßigen Kneipp-Anwendungen nichts mehr im Weg.
Das nötige Wissen wird bei folgenden Veranstaltungen vermittelt: