Was ist ein Anker?

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Wundern Sie sich über diese Frage, oder meinen Sie, dass doch jedes Kind weiß, was ein Anker ist? Das mag schon stimmen, aber die Kinder kennen vermutlich nur eine Bedeutung des Wortes, nämlich die zu den Bildern gehörige maritime Bedeutung.
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Sie werden vermuten, dass es hier im Mentalblog nicht um Schiffe geht, sondern dass es im Mentaltraining auch Anker geben muss. Und da haben Sie absolut Recht. Anker sind im Mentaltraining sehr beliebt und äußerst hilfreich.
Aber bleiben wir nochmal kurz bei den Bildern, nicht zuletzt weil unser Gehirn besonders gut mit Bildern arbeitet. Welche Aufgabe hat der Anker für das Schiff? Er schafft eine Verbindung – zwischen dem Schiff und dem Meeresboden. Würde man zum Boden tauchen, kommt man vom Anker immer zum Schiff.

So ähnlich ist es auch im Mentaltraining, wo ein Anker die Verbindung zu einem Gefühl oder einer Ressource herstellt. Hier tauchen wir zwar nicht zum Anker, sondern lösen ihn aus, und schon breitet sich das Gefühl im Körper aus. Allerdings ist dafür ein vorbereitender Schritt nötig, in dem der Anker gesetzt wird, damit er später auch seine Wirkung entfalten kann.

Das klingt kompliziert, meinen Sie? Dann schauen Sie sich doch einfach mal an ihrem Arbeitsplatz um oder werfen Sie einen Blick in Ihre Geldbörse. Gibt es dort Bilder von Ihren Liebsten oder vom schönsten Urlauberlebnis? Sicher, oder? Und was passiert, wenn Sie diese ansehen? Wird ihnen warm ums Herz? Oder kommt ein entspanntes Urlaubs-Feeling auf? Dann wissen Sie nicht nur, was ein Anker ist, sondern haben auch den eindrucksvollen Beweis, dass diese Technik funktioniert. Und Sie haben auch schon die erste Gruppe von Ankern im Mentaltraining kennengelernt.

Bildanker
Hier wird ein Bild mit einem (natürlich positiven) Gefühl oder einem Zielsatz verbunden. Kaum schauen Sie auf das Bild, macht sich das Gefühl in Ihnen breit oder der Zielsatz wirkt und beeinflusst Ihr Handeln.
anker2Bildanker sind für alle auditiven Menschen gut geeignet, die Informationen vorrangig über die Augen wahrnehmen. Wenn Sie einen Anker für eine spezielle Situation setzen möchten, muss es natürlich möglich sein, das Sie Bild in der Situation griffbereit haben und anschauen können.
Ein Musiker könnte sich beispielsweise ein Bild in seinen Instrumentenkoffer oder seine Notenmappe legen.

Körperanker

Für einen Körperanker legen Sie eine Stelle am Körper fest, die Sie berühren oder eine kleine Bewegung, die Sie ausführen, um Zugang zur Ressource zu bekommen. Der Anker muss so gewählt werden, dass er vor oder während der Leistungssituation schnell ausgelöst werden kann. Haben Sie schon einmal Sportler vor dem Start beobachtet? Dort sehen Sie viele Körperanker, z.B. das Klopfen auf die Brust, was zusätzlich zum Anker auch noch eine Aktivierung der Thymusdrüse sein kann. Ein Vorteil des Körperankers ist, dass man ihn immer dabei hat und jederzeit auslösen kann.

Körperanker können auch im Team ausgelöst werden, wenn sich die Partner gegenseitig die geankerte Ressource zukommen lassen möchten.

Bodenanker

Hier werden bestimmte Stellen am Boden mit speziellen Bedeutungen verknüpft. Bodenanker kommen in einigen Techniken des Mentaltrainings vor, wenn der Klient in verschiedene Rollen schlüpft oder sich in verschiedene Zeitpunkte seines Lebens einfühlt.

Wenn Sie sich beispielsweise auf eine wichtige Präsenation vorbereiten, können Sie sich im Vortragsraum Bodenanker setzen, die ihnen Gelassenheit oder eine andere wichtige Eigenschaft verschaffen. Wenn Sie schon wissen, dass Sie verschiedene Rollen einnehmen werden, können Sie auch diese am Boden verankern, so dass Sie immer an der gleichen Stelle stehen, wenn Sie Ihren Vortrag halten, aber an einer anderen Stelle, wenn Sie Fragen beantworten und vielleicht an einer weiteren Stelle, wenn Sie mit Kritik umgehen müssen.

Auditive Anker

Gibt es vielleicht ein Lied, das Sie mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin als „unser Lied“ bezeichnen? Kaum hören Sie die ersten Töne, ist sie auch schon da, die Erinnerung – an die besten Momente der Zweisamkeit. Damit haben Sie einen auditiven Anker, der über die Ohren wirkt. Sportmannschaften verwenden auditive Anker auch gerne, um sich vor dem Wettkampf in den optimalen Zustand zu bringen und den Teamgeist zu beschwören.

Kinästhetische Anker

Sehen, hören, fühlen…wenn das für Anker geht, kann man Anker natürlich auch riechen oder schmecken. Wenn Sie Informationen besonders gerne über diese Sinneskanäle aufnehmen, können Sie eine Ressource auch mit einem Duft oder Geschmack verbinden. Wenn Sie den Anker abrufen, reicht es oft auch, wenn Sie sich den Duft oder Geschmack vorstellen. Wie wäre es mit Zitrone als Anker für Frische, z.B. wenn Sie in einem Wettkampf gerade meinen, dass Ihre Kräfte zur Neige gehen?

anker1Fazit

Sie sehen es schon – Anker sind sehr vielfältig, sowohl in der Schifffahrt als auch im Mentaltraining. Gehen Sie doch einfach mal aufmerksam durch’s Leben und beobachten Sie sich und andere im Hinblick auf Anker. Sicher werden Sie einige Beispiele finden, die Sie nun mit ganz anderen Augen sehen. Und wenn Sie dann von der Wirksamkeit der Technik überzeugt sind, sind Sie bestens auf’s Mentaltraining vorbereitet und können Ihren Mentaltrainer vielleicht sogar bitten, eine wichtige Ressource mit einem Anker viel besser als bisher für Sie verfügbar zu machen.