Götz W. Werner, der moderne Vater von dm

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Götz W. Werners Autobiografie mit dem Titel „Womit ich nie gerechnet habe“ ist schon einige Zeit auf dem Markt. Ich hatte aber erst kürzlich Gelegenheit, sie zu lesen und bin seitdem sehr beeindruckt. Denn Werner hat mit dem Aufbau der dm-Drogeriemärkte bewiesen, dass Unternehmen auch anders funktionieren und zu großem Erfolg geführt werden können. Dabei beschränkt sich das Buch nicht „nur“ auf dm. Werner schaut viel weiter auf die Gesellschaft und alle Menschen, also nicht „nur“ die dm-Mitarbeiter und Kunden.

Mensch, Gesellschaft und Veränderungen

So wie die Gesellschaft derzeit lebt und konsumiert, kann sie nicht weitermachen. Darin ist sich Götz Werner sicher und ortet 99% der Probleme als soziale Probleme. Veränderungen sind also nötig, allerdings keinesfalls einfach. Im Grunde genommen will sich der Mensch einbringen und ausdrücken. Jeder ist auf der Suche nach Sinn und möchte über sich hinauswachsen.

Im beruflichen Umfeld ist der Mensch aber oft real befangen, setzt lieber auf „sicher ist sicher“ und traut sich nicht, etwas Neues zu wagen. Denn das könnte ja mit der vielerorts gelebten 0-Fehler-Mentalität in Konflikt geraten.  In der Freizeit allerdings, wo jeder für sich selbst verantwortlich ist und frei entscheiden kann, sieht es oft ganz anders aus.

Mitarbeiter

werner-coverNach Werners Erfahrung tun sich vor allem alte, bewährte Mitarbeiter schwerer als neue Mitarbeiter, alte Denkgewohnheiten aufzugeben. Deshalb werden bei dm neue Ideen unabhängig vom Alltagsgeschäft entwickelt. Wichtig ist für ihn auch, allen Mitarbeitern zu vermitteln, dass sie wichtig sind, egal ob sie in Voll- oder Teilzeit tätig sind.

Für Mitarbeiter bei dm steht das know why über dem know how, gehen Sinn vor Geld und Gemeinschaft vor Gehalt. Damit Mitarbeiter auch tatsächlich denken dürfen, ist die passende Führung notwendig. Führungsaufgaben übernimmt bei dm derjenige, der in der jeweiligen Situation am besten geeignet ist. Permanente Innovationsfitness ist dafür die Voraussetzung ebenso wie die Fähigkeit, beispielsweise durch Sinn einen Sog entfachen zu können. Gespräche werden bei dm mit Sinn, Respekt, Achtung und Transparenz geführt, so dass sie in die Seele und ins Herz gehen.

Kunden

Warum soll ein Kunde bei dm kaufen? Diese Frage stellt Götz Werner ganz offen, denn an den Produkten alleine kann es nicht liegen. Die Kunden müssen vielmehr ein Mangelerlebnis haben, wenn es in ihrer Nähe keine dm-Filiale gibt. Das Unternehmen muss die Kunden beim Einkauf unterstützen und Ziele bieten, mit denen sie sich identifizieren können. Bei dm werden Verbindungen geschaffen und keine einseitige Kundenbindung. Marketing bei dm ist authentisch und setzt auf Sog statt auf Druck.

Fazit

Das sind nur ein paar Punkte aus dem Buch, in dem man viel über das Leben von Götz Werner sowie die Gründung und Entwicklung von dm erfährt. Auch dem Grundeinkommen und seiner Nachfolge widmet Werner mit seiner Co-Autorin Claudia Cornelsen eigene Kapitel. Das Buch bietet für jeden etwas, ob Mitarbeiter, Kunde, Führungskraft oder in jedem Fall Mensch auf der Suche nach Sinn.
Wer beim Lesen zuweilen „zu schön, um wahr zu sein“ denkt, darf sich gleich daran erinnern, dass Götz Werner kein Theoretiker oder Phantast ist, sondern aus der Realität eines großen, erfolgreichen Unternehmens erzählt. Mögen sich auch andere Unternehmer und Führungskräfte hier doch eine Scheibe abschneiden. Es wäre zum allseitigen Vorteil.