Sehenswert: Museum Blau in Schwetzingen

museum blau

Ich liebe außergewöhnliche Museum. Da war es natürlich klar, dass ich mir in Schwetzingen nicht nur das Schloss mit seinem berühmten Schlossgarten ansehe, sondern auch ins Museum Blau gehe.

Erwartet hatte ich eine lockere Sammlung mit vielen blauen Gegenständen. Ich war gespannt, wie es sich anfühlen würde, geballt auf diese eine Farbe zu treffen. Allein vom Anblick würde man ja sicher nicht blau werden, aber vielleicht blümerant?

Die Erwartungen wurden um ein Vielfaches überboten, denn das Museum Blau ist viel mehr als „nur“ eine zufällige Sammlung blauer Gegenstände. Grundlage ist eine Dissertation zur Farbe. Dementsprechend sind die Exponate hochwertig und mit vielen Erklärungen versehen. So weiß ich nun auch, dass das genannte „blümerant“ nichts mit Blümchen zu tun hat, sondern auf das französische „bleu mourant“ zurückgeht. Das steht für blassblau. Und wem blümerant ist, der leidet unter einer eingeschränkten Durchblutung der Haut und ist mit Sauerstoff unterversorgt.

Der Rundgang beginnt im Garten, wo man sich durch die blauen Stufen in ein Schwimmbad versetzt fühlt.

Weiter geht es in den blauen Musiksalon. Überlegen Sie doch einmal für sich, wo Ihnen blau in der Musik und Kunst überall begegnet. Dies und das ist mir spontan eingefallen, aber natürlich hatte das Museum Blau noch viel mehr zu bieten. Ach ja, stimmt, das auch noch… unglaublich, wo überall blau drin steckt.
Und da ist er auch, der Kerl, der beim Feiern mit Musik blau geworden ist – und trotzdem noch stehen kann…

Weiter geht’s zurück durch den Garten ins Haupthaus. Hier sind die blauen Exponate verschiedenen Themen zugeordnet. Die Räume scheinen auf den ersten Blick klein, aber sie haben es in sich. Als erstes fallen eine blaue Decke, die blaue Wand oder der blaue Teppich ins Auge. Dann geht es zu den vielen Exponaten, die ausführlich beschrieben sind. So lernt man nicht nur etwas über die Farbe blau, sondern auch einiges über Mineralien, Götter & Geister oder Engel & Dämonen.

Eine Wand ist blauer Bekleidung gewidmet. Eine Schaufensterpuppe trägt Blue Jeans, darüber hängen Portraits von Damen in blauen Kleidern und Herren mit blauen Jacken oder Uniformen. Alles blau, aber alles ganz individuell.

In der Fensterbank wacht die Polizei über die Ordnung. Von lachend bis grimmig und von dick bis dünn sind eine ganze Menge Figuren in blauen Uniformen zusammengekommen. Selbst Mickey Mouse hat die Uniformkappe zwischen die Ohren geklemmt und bietet Einhalt.

Der nächste Raum sollte für Elefanten gesperrt werden, denn hier geht es um Porzellan, Keramik und Glas. Kaffeekannen und Schüsseln so weit das Auge reicht – aus Meissner Porzellan und mit dem bekannten Zwiebelmuster sind da zu sehen. Ganz nah muss man an den Schrank gehen, um das Puppengeschirr mit Zwiebelmuster zu bestaunen. Alles ist da, sogar Lampen und ein Telefon.

Bei blauer Keramik darf der Bembel vom „Blauen Bock“ nicht fehlen, der Fernsehunterhaltung aus vergangenen Tagen. In der gleichen Vitrine stehen Fayencen aus dem Orient und edles Porzellan aus Sèvres in Kobald und Gold, die 100 Jahre und älter sind.

Was ist noch blau? Bleikristall aus Böhmen, Cloisonné-Vasen und Teller aus China und andere Gegenstände aus blauem Glas, die ebenfalls historischen Wert haben. Dazwischen wirken blaue Emailleschilder fast profan. Alles blau, alles anders und jedes Stück für sich sehenswert.

Wie heißt die blaue Hautpflege, die es auch schon seit 1911 gibt? Die Nivea-Creme ist natürlich weiß, und wir erfahren, dass die Dose erst 1925 blau wurde. Wie sie sich im Laufe der Zeit und in verschiedenen Ländern verändert hat, kann man an einem Tisch staunend verfolgen.

Bei so viel Geschirr kann der Hunger nicht weit sein. Und in der Tat kommen wir als nächstes in die Küche. Was kann in der Küche blau sein? Auch das wäre wieder eine gute Übung aus dem Gedächtnistraining, bevor man in der Museumsküche staunen darf. Blaue Flaschen, Dosen, Tüten, Bilder und Fische sind da zu finden. Und was erblickt das Kneippianer-Auge da? Ein Päckchen Kathreiners Kneipp-Malz-Kaffee! Den hat Kneipp seinerzeit als Alternative zum Bohnenkaffee präsentiert, den er gar nicht mochte.

Eine ganz besondere „Schau“ sind auch die Toiletten des Museums, die natürlich auch von Besuchern benutzt werden dürfen. Damen sollten durchaus auch einen Blick in die Herrentoilette werfen, damit ihnen die Fußballwelt nicht entgeht.

Voll mit Eindrücken geht es nun noch über die blaue Treppe ins Dachgeschoss. Hier begeben wur uns als erstes auf hohe See. Der Boden in Wasser-Optik passt perfekt zu den Matrosenbildern im Netz, dem Bullauge und dem Rettungsring.

Ein besonderer Hingucker für Groß und Klein ist sicher der „Schlumpfsumpf Schwitzingen“ unter dem großen blauen Felsen.

Was wird noch mit der Farbe blau assoziiert? Kälte! Der Raum ist zwar überwiegend in weiß gehalten, aber trotzdem sorgen die blauen Eiskristalle auf der Kühlschranktür und der große Teddy mit dem blauen Schal auf dem blauen Schlitten und die blauen Glasbrocken für ein echtes Gefühl von Kälte.

Also schnell weiter in den Raum mit den Tieren. Bilder, ausgestopfte Tiere und unzählige Erklärungen zeigen wieder, wie viel Wissen und Fleiß in die Gestaltung des Museums eingeflossen ist. Dazu kommen noch die blauen Stofftiere, die trotz mancher (weicher) Zähne zum Kuscheln einladen.

Wo Tiere sind, können Pflanzen nicht weit sein. Der Rasen ist zwar grün, aber die Heidelbeeren auf der Torte, dem Ordner und in getrockneter Form sind natürlich blau. Dazu kommen Vergissmeinnicht, Enzian und andere blaue Blüten auf Kaffeekannen und in anderen Formen.

Was fehlt noch? Der blaue Himmel! Den gibt es natürlich auch, abgebildet auf dem Boden und auf Bildern, die durch geöffnete Fensterflügel zu bestaunen sind. Eine Wolke ist auch da – kein Zweifel mehr, wir sind tatsächlich im Himmel!

Das waren ein paar Eindrücke aus dem sehenswerten Museum Blau. Momentan hat es Winterpause, aber ab März öffnen die blauen Türen wieder. Dann kann ich Ihnen einen Besuch nur wärmstens empfehlen. Planen Sie dafür mindestens eine Stunde ein, wenn Sie wirklich alles in Ruhe betrachten und lesen möchten.