Kneipp-ABC – Wissenswertes über Leben und Lehre, Teil 2

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Weiter geht es mit dem Kneipp-ABC. Der 2. Teil umfasst die Buchstaben I bis N.

I » International

Kneipp ist wahrlich international. Die Lehre wurde bald über die Ortsgrenzen von Wörishofen hinaus bekannt, eroberte Bayern und von dort aus die ganze Welt. In Deutschland wird schon bald in großen Städten wie Berlin, Frankfurt, München, Passau oder Köln nach Kneipp behandelt. Auf österreichischem Boden entstehen ab 1893 die ersten Kuranstalten am Wörthersee und in Linz. Auch in der Nähe von Zürich, in Paris, in Prag oder Meran wird die Kneippsche Lehre praktiziert.
Das Kneippsche Wissen überwindet sogar Weltmeere, so dass in einem Kloster in Milwaukee ebenso wie in Kairo gekneippt wird.

Seine Vortragsreisen führen Kneipp ebenfalls auf internationales Terrain. Sehr erfolgreich präsentiert er seine Lehre in Zürich, Wien, Salzburg oder Paris.

International ist das Interesse an Kneipps Lehre noch heute. Vereine und Verbände bestehen in vielen Ländern Europas und darüber hinaus. Eine internationale Gemeinschaft bildet Kneipp Worldwide.

J » Jungfrau

Es war die Jungfrau Columba Haab, die die erste schriftliche Kurzvorschrift von Sebastian Kneipp erhielt. Sie war an Gelbsucht erkrankt und auch seelisch dadurch beeinträchtigt. Kneipp verschrieb ihr Halbbäder, Wickel und Rettichsaft, womit er Wasseranwendungen und Pflanzenheilkunde kombinierte.

K » Kräuter

Kräuter bilden eine der 5 Säulen der Kneipp’schen Lehre. Kneipp wusste erstaunlich viel über Kräuter und ihre heilende Wirkung. Seine Erkenntnisse wurden erst später durch die Forschung bestätigt.

„Wenn einer ein Dutzend solcher Kräuter kennt und deren Wirkung, so kann er unendlich vielem Unheit vorbeugen, er kann verhüten, dass Krankheiten an ihn herankommen, und wenn sie kommen, so kann er sie in kurzer Zeit entfernen.“

L » Lungentuberkulose

Diese Krankheit ereilt Kneipp 1845. Er ist mitten in seiner lang ersehnten Ausbildung und hat natürlich alles andere im Sinn, als sich ins Krankenbett zu legen. Aber das Gute im Schlechten ist, dass er mit der Wasserheilkunde in Kontakt kommt und die ersten Versuche am eigenen Leib unternimmt.

Mangels anderer Möglichkeiten nimmt er Bäder in der Donau, zieht sich – nicht abgetrocknet – an und läuft nach Hause. Was verrückt klingt, bringt ihm tatsächlich die Heilung von der Lungentuberkulose und kann als Initialzündung für die weitere Beschäftigung mit den positiven Wirkungen des Wassers betrachtet werden.

M » Merkle

gedenktafel MerkleDr. Merkle war Kaplan in Grönenbach und ein entfernter Verwandter der Familie Kneipp. Er war quasi die letzte Rettung für Sebastian Kneipp, der auch mit über 20 Jahren noch immer seinen Wunsch verfolgte, das Gymnasium zu besuchen, um anschließend Theologie zu studieren.

Mit der Erklärung, dass er in die Schweiz wolle, um neue Webstühle kennenzulernen, verabschiedete er sich eines Tages von seiner Familie. Seine Wanderschaft endete allerdings in Grönenbach, wo ihm Merkle Unterricht und der Bürgermeister eine Unterkunft gab. Mit schon 23 Jahren wurde Kneipp schließlich ins Gymnasium in Dillingen/Donau aufgenommen. Ein Empfehlungsschreiben eines Regierungsrats half ihm, nicht zum 4. Mal aufgrund seines Alters abgelehnt zu werden.

N » Nonnenkloster

kloster woerishofenDas Nonnenkloster der Dominikanerinnen in Wörishofen wurde im Mai 1855 Kneipps Wirkungsstätte. Er war dort sehr viel mehr als „nur“ Beichtvater. Vielmehr gelang es ihm bestens, die klösterliche Ökonomie wieder zu beleben. Denn mit der Landwirtschaft kannte er sich ja aus seiner Jugend gut aus. Kneipp kaufte – unter anderem in Tirol – Nutztiere, bestellte die Felder, beschäftigte sich mit Samen und der Imkerei.

In dieser Zeit veröffentlichte Kneipp auch seine ersten Bücher – nicht über seine Wasserheilkunde, sondern über die Landwirtschaft mit den lustigen Titeln wie „Fritz, der fleißige Landwirt“ oder „Fritz, der fleißige Imker.“

Im Hof des Klosters begann Kneipp auch mit den ersten Wasseranwendungen.

Kneipp ist auch heute noch im Kloster zu Hause. Einerseits befindet dort mit der KurOase ein Kur-Hotel, andererseits wurde dort das Kneipp-Museum eingerichtet.

O » Ordnungstherapie

Es gab Patienten, bei den Kneipp mit seinen Wasseranwendungen keinen Erfolg erzielen konnte. Daraufhin erkannte er: „Erst als ich Ordnung in die Seelen meiner Patienten brachte, hatte ich vollen Erfolg.“

Kneipp erachtete eine harmonische Einheit von Körper, Geist und Seele als Voraussetzung für Gesundheit und Wohlbefinden. Für ihn als katholischen Pfarrer auf dem Land war natürlich klar, innerhalb welcher Strukturen sich das Leben bewegt. Auch die Seelsorge war für ihn so selbstverständlich, dass er sie nicht besonders thematisieren musste.

Der Kneipparzt J.H. Kaiser machte aus der Ordnungstherapie im Jahr 1961 die 5. Säule der Kneippschen Lehre und nannte sie „Weitgehende Wiederherstellung einer natürlichen Lebensordnung.“
Gerade die Lebensordnung gewinnt in unserer „Hektomatik-Welt“ immer mehr an Bedeutung. Sie umfasst verschiedene Entspannungsmethoden ebenso wie eine Selbstfürsorge für das eigene seelische Wohlergehen mit geordneten Lebensstrukturen, Zielen, Werten und auch Genuss und Lebensfreude.

P » Priester

St. Justina-KneippDas war der Traumberuf, den Kneipp schon ganz früh hegte. Geistlicher zu werden schien ihm ein guter Ausweg aus seiner Angst vor der Hölle, die er schon als Bub hatte. Eine noch besserer, offiziell verwendbarer Beweggrund lautete: „Weil ich dann allen Leuten helfen kann.“

Wegen Geldmangels scheint sein Wunsch jedoch lange unerfüllbar, und auch seine Eltern machten ihm keine Hoffnung: „Wollte dich unser Herrgott zum Studenten, so hätte er uns auch Geld gegeben.“

Kneipp jedoch gab seinen Traum nie auf, nahm Umwege und Rückschlage gelassen hin und erreichte sein Ziel schließlich mit 31 Jahren am 24.8.1852. An diesem Tag fand seine Primiz in der Barockkirche Ottobeuren statt. Die Freude war dabei nicht nur bei Sebastian Kneipp selber groß, sondern auch bei seinem Vater und seinen Schwestern.

Noch heute kann man Kneipp als Priester in voller Größe an der Decke seiner Kirche St. Justina in Bad Wörishofen bestaunen.