Symposium vom Turm der Sinne 2014


Das soziale Gehirn – Neurowissenschaft und menschliche Bindung”, so der Titel des Symposium des Turms der Sinne, das Ende September 14 in Fürth stattfand. Das bedeutete drei Tage voller Vorträge und Diskussionen, die einen interessanten, fächerübergreifenden Überblick über aktuelle Forschungsergebnisse und –themen. Psychologie, Psychiatrie, Philosophie, Biologie und Informatik waren die vertretenen Disziplinen, die an vielen Stellen miteinander verbunden sind. Auch Mathematik und Statistik waren gut vertreten, um die Testergebnisse in Diagrammen sichtbar zu machen.
Die Fragen, wie wir einander verstehen ob sich Emotionen trainieren lassen, waren Gegenstand der Vorträge von Prof. Dr. Albert Newen, Prof. Dr. Dr. Kai Vogeley und Dr. Olga Klimecki, die in diesem Beitrag zusammengefasst werden.

Andere verstehen
Die Frage, wie wir andere Personen verstehen, lässt sich nicht so einfach beantworten. Denn es gibt unterschiedliche Theorien und das Zusammenwirken von intuitiver Kooperation und sprachlicher Verständigung.
Aus Gesichtern lassen die Basisemotionen einigermaßen leicht und sogar kulturübergreifend ablesen und erlauben Rückschlüsse auf mentale Zustände. Bei komplexeren Situationen funktioniert das allerdings nicht mehr.

Auch aus Bewegungsmustern lassen sich Emotionen ableiten. Dazu reichen in Experimenten schon Lichtpunkte an bestimmten Körperstellen aus. Zu unterscheiden ist allerdings zwischen vertrauten und fremden Personen, da jeweils unterschiedlich viele Informationen vorliegen.
Meist werden verschiedene Strategien angewendet mit den vorhandenen Informationen kombiniert. Der erste Eindruck beruht auf einer stark automatisierten Bewertung, verwendet Alltagserfahrungen und Stereotypen, um andere Personen ökonomisch erfassen zu können.

Ein besseres Urteil und eine angemessenere Reaktion kommen zustande, wenn die Person, ihr Verhalten und die Situation wahrgenommen und unter Verwendung verschiedener Modelle bewertet werden. Denn Personen reagieren immer anders, so dass sich ihr Verhalten nicht erklären und vorhersagen lässt.
Schwieriger wird es bei interkulturellen Begegnungen. Eine Studie hat jedoch ergeben, dass die deutschen Probanden die Gestik und Körperhaltung anderer Kulturen besser erkannten als die Teilnehmer aus den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Spiegelneuronen
Bei sozialer Interaktion kommen häufig die Spiegelneuronen ins Spiel. Sie sorgen beispielsweise dafür, dass Gähnen ansteckend ist – allerdings umso eher, je sympathischer oder nahestehender die gähnende Person ist. Sie werden eher bei unbelebten Bewegungen aktiv und sorgen für eine frühe Verarbeitung der Eindrücke.

Mentalisierungssystem
Beim Mentalisieren macht man sich Gedanken darüber, was der andere denkt. Das Mentalisierungssytem wird bei belebten Bewegungen aktiv und sorgt für eine späte Verarbeitung. Interessant ist, dass der Zustand im Gehirn bei Verwendung des Mentalisierungssystems dem Zustand entspricht, der auch in Ruhe vorliegt, wenn also keine Anforderungen von außen verarbeitet werden müssen. Ob der Ruhezustand tatsächlich der sozialen Kognition dient, ist allerdings noch nicht ganz sicher.

Emotionen trainieren
Emotionen lässen sich durchaus trainineren, denn auch für das soziale Gehirn gilt die Neuroplastizität. Meditation ist dabei hilfreich. In einer Studie wurde aber aber auch ein spezielles Mitgefühlstraining durchgeführt, um Wohlwollen und Freundlichkeit zu trainieren. Dabei erinnert man sich an eine Person, der man bedingungsloses Wohlwollen entgegenbringen kann und reflektiert Sätze wie “Möge X heute glücklich sein!” in Stille. Auch ein Satz wie “Möge es Glücklichsein in meinem Leben geben!” sorgte im Experiment tatsächlich für positivere Emotionen und ein gesteigertes Hilfeverhalten.
Das Mentalisieren senkt auch die Gemeinheit gegenüber einer gemeinen Person. Ein guter Rat kann auch sein, sich vor einer Interaktion die positiven Qualitäten der anderen Person aufzuschreiben.

Besonderheiten bei Autisten
Auf non-verbale Kommunikation sollte beim Umgang mit Autisten verzichtet werden. Sie brauchen vielmehr klare Anweisungen und sind dann durchaus lernfähig. Generell können sie Menschen und Dinge schwerer unterscheiden und interessieren sich nicht so sehr dafür, was andere Personen denken. Smalltalk betrachten sie als maximale Sauerstoff-Verschwendung.