Süße Überraschungen in Zotters Schoko-Laden-Theater

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Josef Zotter gilt als Vorzeigeunternehmer, der etablierte Regeln bewusst bricht, neue Wege geht und damit extrem erfolgreich ist. Seine Schokoladen haben ihren Preis, den sie absolut wert sind, wenn man das Gesamtbild betrachtet. Wertschätzung für Lieferanten, Mitarbeiter und Umwelt sowie kreative Ideen bilden die Mischung, die man im Schoko-Laden-Theater in der Zotter-Manufaktur im steirischen Bergl bei Riegersburg erleben kann. Ich schwärme noch immer vom Rundgang, auch wenn er inzwischen schon etliche Monate zurückliegt.

Zotter Schokolade ist weit mehr als ein Genuss für den Gaumen. Die ganze Philosophie, die Josef Zotter verfolgt, spricht auch andere Sinne an. Unter fairen Bedingungen hergestellte Bio-Schokolade macht einfach ein gutes Gefühl. Und die kreativen Ideen, mit denen der Rundgang gespickt ist, verzaubert und bildet eine perfekte Kombination mit den Glücksgefühlen, die der Schokoladenkonsum auslöst.

Das Theater

Dem Namen entsprechend ist der Rundgang in mehrere Akte unterteilt, die sich an den Entstehungszyklus der Schokolade anlehnen. Der Grundstein wird im Kino gelegt, wo die Besucher mit Josef Zotter zu den Kakaobauern reisen dürfen. Für die Sitzkissen wurden stilecht Säcke verwendet, in denen die Kakaobohnen nach Bergl gekommen sind. Mit diesen Kakaobohnen geht es auch weiter. Nach dem Blick ins Lager können Bohnen aus verschiedenen Anbaugebieten verkostet werden.
Durch große Glasscheiben blickt man in den Verarbeitungsbereich, wo die Bohnen geröstet und gebrochen werden. Bei den Kostproben von Kakaonibs und Rohkakaomasse sollte man sehr bescheiden sein, weil die an Schokolade orientierten geschmacklichen Erwartungen nicht erfüllt werden.
Das Paradies für Schleckermäuler beginnt nach dem Blick ins Labor, ins Gewürzlager, auf Walz- und Conchiermaschinen mit einer Armada an Schokobrunnen, die BASiC-Kuvertüre von weiß bis ganz dunkel spendieren. Satt essen sollte man sich hier aber noch nicht, denn es folgen noch viele weitere Verkostungsstationen. Aber vielleicht notiert man sich hier schon mal seine bevorzugten Sorten, um die Qual der Wahl im Schoko-Laden etwas einzuschränken. Dazu hat man übrigens am Eingang extra einen kleinen Block und einen Bleistift bekommen, mit denen man sich natürlich auch andere Dinge notieren kann. Allerdings ist es gar nicht so einfach, denn neben dem Schreibzeug hat man auch einen Kusslöffel und (auf Wunsch) einen Audio-Guide erhalten, der mit einer Hand ans Ohr gehalten werden muss.

Nach dieser ersten ausgiebigen Verkostungsstrecke kann man an einem Trinkbrunnen mit Wasser nachspülen. Vor den nächsten süßen Erfahrungen geht es ins Freie, um den Blick auf den Essbaren Tiergarten zu genießen. Das macht die Nase frei, die als nächstes gebraucht wird. Es gilt, Gewürze zu erschnüffeln, die in großen Gläsern ausgestellt sind. Dahinter geht der Blick auf die Labooko-Produktion, wo die Tafeln in den Gussformen über das Förderband laufen. Genau diese Tafeln dürfen als nächstes verkostet werden. In flachen, senkrechten Röhren warten sie darauf, in kleine Kostenproben zerknackt zu werden. Helle, dunkle, gelbe und rote Tafeln werden so „vernascht“, während hinter der Glasscheibe handgeschöpfte Tafeln mit einer Schokohülle versehen werden.

Wer meint (oder fürchtet), hier die letzten Kostproben bekommen zu haben, irrt gewaltig. Entlang der nächsten Treppe können die Schoko-Lollies geknackt werden. Oben angekommen wartet das nächste Highlight: Die kleinste Seilbahn der Welt! Die Transporteinheiten, die exakt den Umriss von Sesselbahn-Gondeln haben, befördern bis zu drei Trinkschokoladen-Stäbchen. Die Reise geht rund um den gesamten Raum einschließlich großem Erker, hinten durch die Milchküche, oben durch das Lager und wieder in den Raum zurück. Allein die Idee ist schon faszinierend, die gesamte Anlage einfach nur genial. Die fertige Trinkschokolade gibt es bequem in gewärmten Flaschen an der Theke. Weiß, Nougat, Karamell, Kokos – welche schmeckt am besten?

Kaum ist hier eine Entscheidung gefallen, steht auch schon die nächste an. Auf großen Plattentellern drehen sich Mizzi Blue-Kostproben mit allerlei kuriosen Namen. Schnell noch ein Stückchen nehmen, vielleicht ist das ja die letzte Verkostungsstation? Nein, keine Sorge, es geht noch immer weiter.
In kleinen Paternostern werden die verschiedenen nougsus Nougatvarianten in den Griffbereich der Leckermäuler gebracht. Diese Sorte, die es nicht flächendeckend im Handel gibt, überrascht und schmeckt vorzüglich. Aber trotzdem sollte man auch hier immer noch ein bisschen Platz im Magen lassen, denn es stehen noch 3 Stationen bevor. Im nächsten Treppenaufgang warten Konfekthäppchen, bevor es in die Balleros-Halle geht. In Schokolade oder Kakao gehüllte Früchte und Nüsse können aus sich drehenden Kupferkesseln gefischt werden. Einen Blick ist auch die Dekoration an der Decke wert, die der Papierfaltkunst verschrieben ist.
Noch einmal geht es die Treppe herunter, vorbei an der Dame in der Badewanne, zum letzten Angriff auf die schlanke Linie. Beim Running Chocolade fahren kleine Tabletts mit handgeschöpfter Schokolade vor der Glaswand zum Produktionsbereich vorbei und können mit kleinen Holzgabeln geentert werden. Je nach Sorte ist es aber gar nicht so einfach, ein Schokostück erfolgreich auf die Gabel zu bekommen.

Irgendwann ist dann Schluß, entweder hat man wirklich alle Sorten probiert oder kann keine Schokolade mehr sehen. Aber da das nur ein vorübergehender Zustand ist, wird man sicher im Schoko-Laden noch einiges mitnehmen. Nur hier gibt es das komplette Sortiment, die besten Preise, Bruch, Biofekt zum Selbermischen, Zubehör und Bücher.

Essbarer Tiergarten

Die Zotter-Mitarbeiter erhalten ein gutes Mittagessen mit biologischen Zutaten, die im Essbaren Tiergarten wachsen. Das weiträumige Areal eignet sich aber auch zur Erholung und Anregung, ob genießend im Amvieh-Theater oder bei Bachklängen am Bach oder aktiv beim Bauerngolf oder Slacklining.

Kurz nach dem Eingang sieht man rechts etwas, was man aus der Ferne nicht ganz klar deuten kann. Es schaut aus wie ein Friedhof, aber wer oder was wird hier wohl beerdigt? Verstorbene Mitarbeiter? Geschlachtete Tiere? Hmm, das kann es irgendwie nicht sein. In Wahrheit ist es ein Ideenfriedhof, wo alle Schokoladesorten, die nicht mehr auf dem Markt sind oder es nie auf diesen geschafft haben, einen Gedenkstein in Schokoladenform bekommen haben. Soviel Lockerheit mit dem Markt und offenes Umgehen mit Flops nötigt mir Respekt ab.

Josef Zotter ist ein perfektes Beispiel für eine neue, erfolgreiche Art der Unternehmensführung, die für alle Seiten Sinn bietet.

Da das Fotografieren nur für private Zwecke erlaubt war, kann ich für optische Eindrücke nur auf die Website verweisen.