Neu in Wien: Viktor Frankl Museum

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Wien ist um eine Attraktion reicher! Seit März 15 gibt es dort das erste Viktor Frankl Museum. Alles begann, als im Haus in der Mariannengasse 1 eine Wohnung frei wurde – allerdings (glücklicherweise noch) nicht die Original-Wohnung der Frankls, denn diese wird noch immer von seiner Frau Elli bewohnt! Zählt man ausschließlich die Räume, könnte man das Museum als winzig und somit unbedeutend abtun. Das wäre aber ein grober Fehler, denn der Tiefgang der Exponate und der Gedanken Frankls sorgen für eine unendliche Größe.

frankl-museum-1Im ersten Raum dreht sich alles um Frankls Leben. Eine Zeitleiste zeigt oben die wichtigsten Stationen seines Lebens, während auf drehbaren Tafeln wichtige Fragen gestellt und mit Frankls Worten beantwortet werden. Schon als Schüler stellte Frankl die Frage nach dem Sinn des Lebens und hielt darüber als 16-jähriger Vorträge an der Wiener Volkshochschule. 1927 folgte dort der erste Kurs über psychische Hygiene. 1930 schließlich senkte er die Selbstmordrate von Schülern in Wien auf 0%, nachdem er in seinen Jugend-Beratungsstellen ehrenamtliche Tätigkeiten vermittelt hatte.

Hmm, das ist zwar alles schon lange her. Aber können wir uns davon nicht heute auch noch leicht eine Scheibe abschneiden?

„Was kann ich gegen die Wirtschaftsdepression tun?“ – so die Frage auf der dritten Tafel, „Gar nichts!?“ die kurze Antwort darunter. Wie sind das Ausrufe- und das Fragezeichen zu deuten? Neugierig drehe ich die Tafel um und lese.

„Auf falsche Fragen bekommen wir falsche Antworten. Die Frage richtig gestellt: Was kann ich aufgrund meiner Fähigkeiten und Fertigkeiten trotz Wirtschaftsdepression machen?“

Wow! Ich muss tief durchatmen, schraube meine sowieso schon vorhandene Hochachtung vor Viktor Frankl noch um einiges höher und muss irgendwie auch immer an Förster/Kreuz denken. Frankl steht den „modernen“ Querdenkern um nichts nach. Wer ernsthaft Antworten auf die heutigen Fragen und Krisen der Welt sucht, findet bei Frankl viele taugliche Anregungen. Es könnte so einfach sein…

Was den Menschen gesund hält, hat Frankl im „Selbstmörderinnen-Pavillon“ herausgefunden. Es sind

  • Selbstgestaltung
  • Einstellung in der Gegenwart zur Vergangenheit
  • Bewertung der Möglichkeiten in der Zukunft

Depressionen gab es nicht erst heute, aber Sinn und Erfüllung erkannte Frankl schon damals als Schutzfaktoren. Und wieder stehe ich da, nachdenklich und erstaunt zugleich und ebenso ermutigt, diese Erkenntnis weiterzutragen.

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Der nächste Raum zeigt Frankls Menschenbild, das die biologische, psychische und geistige Dimension kombiniert.

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„Ich bin nicht frei von meinen Lebensbedingungen, sondern frei, dazu Stellung zu nehmen.“

Dieses Zitat sei allen Ja, aber-Sagern mitgegeben, die nicht aus ihrem persönlichen Jammertal herauskommen, weil ja alle und alles sooo schlecht ist. In meinem Kopf rumort es derweil. Ich bin in Wien im Frankl-Museum, ins Freud-Museum will ich danach. Wer von den beiden ist wichtiger, bedeutender? Vielleicht ist diese Frage sinnlos, aber in dem Moment verblasst Freud stark hinter Frankl, vor allem auch, was die praktische Anwendbarkeit für Jedermann betrifft. Genau die wird nämlich im dritten Raum des Museums dargestellt. Dort geht es um 3 Wege, auf denen man zu seinen Bedingungen sinnvoll Stellung nehmen kann:

  • als erlebender Mensch
  • als leidender Mensch
  • als schaffender Mensch

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Die Schränke an den Wänden sind gewissermaßen Schätzkästen, die sich öffnen lassen und mit Exponaten und Frankl-Texten zum Nachdenken, Verstehen und Verändern anregen. Auch im Hinblick auf Missstände oder Leid ist „Warum gerade ich?“ die falsche Frage. „Wozu fordert mich das Leid heraus?“, ist als Frage viel besser geeignet, denn:

„Solange du atmest, wartet ein Mensch oder eine Aufgabe auf dich.“

frankl-museum-4Ich kann das Frankl-Museum jedem wärmstens empfehlen, allen Wienern natürlich, allen Niederösterreichern und allen Wien-Besuchern ebenso, und unabhängig davon, ob Sie schon mal etwas von Viktor Frankl gehört haben oder auch nicht. Nehmen Sie einfach alle Informationen auf und lassen Sie sie wirken.
Was müssen Sie investieren? Ein wenig Zeit und 8 Euro.
Was können Sie gewinnen? Viel, sehr viel: neue Erkenntnisse, die Ihr Leben sinnvoller, glücklicher, erfolg-reicher machen können.

Also: Auf in die Mariannengasse 1, günstig gelegen zwischen den U-Bahn-Stationen Schottentor und Alsergrund, verbunden durch die Tramlinien 43 oder 44. Zu den regulären Öffnungszeiten gibt es derzeit auch etliche Sondertermine.

Dem jungen Museum wünsche ich alles Gute und viele interessierte Besucher, die sich von Viktor Frankl inspirieren lassen und seine Botschaft weitertragen.