Ausbildung zum Gedächtnistrainer: So geht’s

gedaechtnistraining

Zertifizierte Ganzheitliche Gedächtnistrainerin – das ist ja fast ein Zungenbrecher, bei dem man das erste Wort schon wieder vergessen hat, wenn man beim letzten angekommen ist…bis man sein Gedächtnis fleißig trainiert. Also schauen wir uns mal an, was das Ganze bedeutet, wie man so ein Trainer wird und was die späteren Kursteilnehmer davon haben.


Zentral organisiert, dezentral durchgeführt
Die Ausbildung ist zentral durch den Bundesverband Gedächtnistraining e.V. organisiert. Das sehe ich als großen Vorteil, denn spezielle Ausbildungsreferenten gehen nach einem einheitlichen Lehrplan vor und verteilen die gleichen Kursunterlagen. Die Qualität ist dadurch sehr hoch und auch unabhängig durch das LQW-Qualitätssiegel bestätigt.

Die Durchführung der Kurse erfolgt dezentral in ganz Deutschland. Die Auswahl zwischen Terminen und Orten ist groß. Da die Durchführung allerdings bei externen Bildungsanbietern liegt, stößt man hier auf einige Unterschiede bei den Preisen, Terminen (Mo-Fr oder Mi-So) und dem Service. Der erste Kurs, zu dem ich mich angemeldet hatte, wurde kurzfristig abgesagt bzw. verschoben. Den neuen Termin habe ich allerdings erst nach telefonischer Rückfrage erfahren. Auf weitere Anfragen per Mail habe ich überhaupt keine Antwort mehr bekommen. Auch der nächste Anbieter hat seinen Kurs keine 2 Wochen vor dem Start wieder abgesagt. So bin ich kurzfristig beim Bildungswerk des Landessportbundes Hessen gelandet. Dort bin ich seit 1990 fleißiger Lehrgangsteilnehmer und habe

  • noch nie eine Kursabsage wegen Teilnehmermangel erhalten
  • noch nie einen schlechten Referenten erlebt
  • immer moderate Preise genossen
  • immer interessante, zukunftsweisende Themen gefunden
  • immer zuverlässig alle nötigen Informationen zum Kursablauf und -ort bekommen
  • immer eine perfekte Infrastruktur vorgefunden.

Auch der weiteste Weg nach Frankfurt/Main lohnt sich also!

Aufbau der Ausbildung
Die Ausbildung besteht aus 3 Teilen, dem Grundkurs, dem Aufbaukurs I und dem Aufbaukurs II, die jeweils 5 Tage dauern. Zwischen den Teilen liegen mindestens 2 Monate, die zum Aufarbeiten des Gelernten, zum Vorbereiten eigener Kursunterlagen und nicht zuletzt für die Prüfungsvorbereitung nötig sind. Gerade letzteres sollte nicht unterschätzt werden, denn in der Zeit zwischen AK I und AK II

  • muss man eine Probestunde vorbereiten, mit echten Teilnehmern durchführen und alles in einer Hausarbeit dokumentieren, die spätestens 14 Tage vor Beginn von AK II beim Kursleiter vorliegen muss,
  • muss man sich auf eine 2-stündige Prüfung vorbereiten, die den ganzen Stoff des Grundkurses, des Aufbaukurses I und kleine Teile des Aufbaukurses II umfasst,
  • sollte man sich mit der Planung und Durchführung von Kursstunden beschäftigen, einen Überblick über die vorhandenen Übungen verschaffen und vielleicht sogar ein paar eigene Übungen und Übungsunterlagen erstellen, um für die Lehrprobe gut vorbereitet zu sein,
  • sollte man bei einem anderen Gedächtnistrainer eine Hospitation durchführen, was meist einiges an Sucharbeit voraussetzt.

Von einem “Schnellsieder-Kurs” kann also angesichts der Prüfungen nicht die Rede sein. Das Zertifikat ist zudem – ähnlich wie die Übungsleiterlizenzen im Sport – nur 3 Jahren gültig und muss durch die Teilnahme an weiteren Fortbildungen verlängert werden. So interessant wie das Thema ist, steht ich schon jetzt in den Startlöchern für weitere Kurse – zum Wohle derjenigen, die bei mir Kurse oder Trainings besuchen.

Muss man alle drei Teile der Ausbildung beim gleichen Anbieter absolvieren? Nein, muss man nicht – auch wenn das nicht jeder Anbieter so offen zugibt. Durch die zentrale Durchführung ist der Stoff überall gleich, abgesehen vom persönlichen Stempel des jeweiligen Ausbilders. Natürlich ist es nett, wenn man in jedem Kurs bekannte Gesichter findet, und je harmonischer die Gruppe, desto besser verlaufen die Lehrproben. Aber eine tolle Gruppe, so wie wir es waren, nimmt auch neue Teilnehmer schnell auf und vermisst diejenigen, die unterwegs aussteigen.

Vorkenntnisse nötig?
Sollte man sich vor Beginn der Ausbildung schon mal mit dem Gedächtnis beschäftigt haben, oder kann man völlig unbedarft einsteigen? Beides ist möglich, Hauptsache man hat Lust, etwas Neues zu lernen. Natürlich entschließen sich viele zur Ausbildung, weil sie bereits in der Seniorenbetreuung tätig sind, mit Kindern, als Ergotherapeut oder in der Psychiatrie arbeiten. Andere machen den Kurs vorrangig für sich selber, um fit zu bleiben oder den Einstieg ins Rentenalter zu gestalten. Alles ist möglich, Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, können allerdings den Lernaufwand für die Prüfung verringern.

Fazit
Es war eine tolle Ausbildung, unsere Ausbilderin war Spitze, die Gruppe ein Traum. Gedächtnistraining macht nicht nur fit, sondern auch richtig viel Spaß. Zwei Ordner mit Übungen, eine Kiste voller laminierter Kärtchen und Bildchen, eine Kiste mit Bällen und anderen Utensilien, viele Zentimeter aufgereihter Karteikarten mit Übungen und etliche verblüffende Wahrnehmungsexponate sind seitdem entstanden und warten ebenso neugierig wie ich selber darauf, in Kursen und Workshops verwendet zu werden. Und die Welt ist voller Inspirationen für jede Menge neuer Übungen.