Cyberkrank! Ungeschminkte Wahrheiten von Prof. Spitzer

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Es ist eine schöne neue Welt, die mit einer Vielzahl an digitalen Geräten Fortschritte in allen Lebensbereichen bringt. Und so sind Smartphone, Tablet & Co. für viele Menschen zu den besten Freunden geworden, mit denen sie bereitwillig Tisch und Bett teilen. Die Hersteller all dieser Geräte sowie die Telekommunikationsanbieter freut’s, sie verdienen gut und können weiter die Werbetrommel rühren.

Manfred Spitzer zeigt in seinem neuen Buch „Cyberkrank!“ aber genau das Gegenteil, nämlich „Wie das digitalisierte Leben unsere Gesundheit ruiniert.“ Auf über 400 Seiten stellt er viele Gefahren und Nachteile der digitalen Geräte dar, die vom Kleinkind bis zum Manager wirken. Besonders drastisch sind die negativen Folgen allerdings bei Kindern, weil sich Versäumnisse in jungen Jahren später kaum noch ausgleichen lassen.

Prof. Spitzer zieht seine Erkenntnisse aus unzähligen wissenschaftlichen Studien aus aller Welt und seinen eigenen Erfahrungen als Psychiater und Gehirnforscher. Die eindeutige Schlussfolgerung lautet, dass die intensive Nutzung digitaler Medien schädlich ist. Nachteile hat Spitzer in vielen verschiedenen Bereichen gefunden, von denen nun eine Auswahl vorgestellt wird.

Multitasking

Viele parallel geöffnete Fenster am Bildschirm und das Smartphone führen zu einem häufigen Wechsel zwischen mehreren Aufgaben. Was sich toll anfühlt, senkt aber in Wahrheit die Aufmerksamkeit und Produktivität. Laut Spitzer trainiert man sich mit Multitasking also regelrecht eine Aufmerksamkeitsstörung an, die letztendlich sogar die Lebenszufriedenheit senken kann.

Soziale Netzwerke

Auch wenn Facebook & Co „sozial“ im Namen tragen, unterdrücken sie in Wahrheit die sozialen Fähigkeiten. Gestik, Mimik oder Stimmlage fehlen nun mal in Textnachrichten und lassen sich damit auch nicht lernen. Stattdessen fördern soziale Netzwerke die sogenannte „Fear of missing out“, also die Angst, etwas zu verpassen, wenn man eine Online-Pause einlegt oder sich zwischen mehreren Angeboten entscheiden muss. Auch wenn das Smartphone für eine Weile nicht verfügbar ist, bricht teilweise die „Nomophobie“ (von no mobile) aus.

eBooks

cyberkrankLesen ist grundsätzlich eine gute Sache. Tut man es vor dem Einschlafen im Bett, sollte man aber auf jeden Fall zu einem echten Buch greifen. Denn die eBook-Reader bringen mit ihrem hellen, blauen Licht den Wach-/Schlafrhythmus so durcheinander, dass der Leser später einschläft und müde aufwacht.
eBooks schneiden laut Prof. Spitzer auch beim Vorlesen schlechter ab als gedruckte Bücher. Erstere lenken den Vorleser und das Kind mehr ab, während beide beim Buch viel mehr über den Inhalt sprechen.

Schlafmangel

Die für eBooks genannten Wirkungen des Lichts gelten auch für Smartphones & Co, die im Bett genutzt werden. Dazu kommen aufregende Inhalte bei Computerspielen oder auch Telefonaten. Das Bett kann so nicht mehr der Ort der Ruhe sein, sondern verkürzt den für das Gehirn so wichtigen Schlaf.

Cyberchondrie

Wer ohne ausreichende Kenntnisse online nach einer Krankheit recherchiert, kann angesichts der Ergebnisse möglicherweise erst richtig krank werden. Dass er damit unnötige Arztkosten produziert und auch noch viele Datenspuren im Netz hinterlässt, sind weitere negative Nebeneffekte.

Lernen

Computer und Tablets halten Einzug in Schulen und sind auch bei Kleinkindern schon sehr beliebt. Vor dieser Entwicklung warnt Prof. Spitzer eindrücklich, denn erfolgreiche Lernprozesse verlangen das Sprechen und die Interaktion mit realen Menschen. Der ganze Körper muss ins Lernen einbezogen werden, sei es durch Bewegung und das Be-greifen von Dingen mit der Hand. Auch beim Schreiben ist die Hand unschlagbar, denn was mit der Hand aufgeschrieben wird, bleibt viel besser im Gedächtnis haften als das, was per Tastatur zu Papier gebracht wird.

Wer auf die Idee kommt, dass kein Wissen mehr im Kopf nötig ist, weil ja alles im Web verfügbar ist, wird im Buch eindeutig eines Besseren belehrt.

Fazit

Weniger ist bei den elektronischen Geräten und Medien eindeutig mehr. Prof. Spitzer rät zu einer sinnvollen Nutzung und zu überlegtem Agieren statt einfachem Reagieren.

Wer nun hellhörig geworden ist, findet im Buch ausführliche Informationen mit Fotos, Tabellen und Grafiken zu den hier kurz dargestellten Punkten und etliche weitere Aspekten eines Themas, das dringend ernst genommen werden muss.