Die Seele: Was 1944 schon alles bekannt war


Ein braunes, alt aussehendes Buch ist mir kürzlich im Bücherregal meines Ferienquartiers aufgefallen. Der Titel „Die Seele“ hat mich interessiert, und so habe ich es mit auf’s Zimmer genommen. J.F. Lehmans Verlag München/Berlin 1944, lese ich auf der ersten Seite. Der Autor ist Prof. August Bier. Hmm, ist das echt? Neja, mal reinlesen schaden ja nicht, dachte ich mir.Ich habe das Buch dann tatsächlich bis zum Ende gelesen, auch wenn manche Passagen eher merkwürdig waren. Aber insgesamt habe ich gestaunt, wie viele Aspekte der heutigen Diskussionen schon damals ein Thema waren. Einige dieser Punkte möchte ich als Denkanstöße weitergeben.

Ruhe
Wie, Sie sind im Stress und finden keine Ruhe, den Beitrag weiterzulesen? Und Sie meinen, dass es damals, zu Biers Zeiten, ganz anders war? Wenn Sie sich da mal nicht täuschen!

„Von allen Dingen sind es Unruhe, Hast und Lärm unserer Zeit, die hier schädigend einwirken. Wo findet der Kulturmensch heute noch seine Ruhe! Überall brummen und knattern Kraftfahrzeuge und Flugapparate […] geistige Überarbeitung und Unsicherheit im Daseinskampfe sorgen dafür, daß auch seelische Reize in Hülle und Fülle auf den Schlaf störend einwirken. So entbehren ihn gerade diejenigen Menschen, die ihn zur Erholung am meisten benötigen.“

seele-bier-innenZiel und Sinn
Schön, Sie haben also Ruhe gefunden, um weiter zu lesen. Aber warum tun Sie das? Vielleicht verfolgen Sie damit ja ein Ziel. Das meinte wohl auch Kant (1724 – 1804) mit

„Alles was geschieht, setzt etwas voraus, worauf es nach einer Regel folgt.“

Wenn Sie das Lesen für sinnvoll erachten, ist ihre Seele bereits in Aktion getreten.

Seele
Aber wo genau befindet sich diese Seele? Nach Bier sitzt sie im gesamten Körper. Das Gehirn ist allerdings das Hauptinstrument, auf dem sie spielt. Die 3 Seelenkräfte sind für ihn Fühlen, Wollen und Denken, die vom Geist oder der Vernunft gesteuert werden. Die Seele sorgt für zielstrebige Handlung und vermittelt allen Lebewesen den Logos, also das immer und ewig Sinnvolle. Und Bier weiter:

„Die Seelenstimmung des „Man möchte gern“ erzeugt den Glauben, der Berge versetzt und die Hoffnung, die nicht zuschanden werden lässt. Sie erzeugt auch den Glauben an sich selbst, die die eigene Person im Leben durchsetzt und andere mit fortreißt. Der leidenschaftliche Wunsch, etwas zu finden, erhält häufig seine Erfüllung. Das will wohl Herkaleitos mit den Worten sagen: „Wenn er’s nicht erhofft, das Unverhoffte wird er nicht finden, da es unaufspürbar ist und unzugänglich.“

Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit waren also auch damals schon ein Thema. Und was wir im Mentaltraining als Visualisierung üben, kannte schon der historische Philoph!
Und noch ein Thema wurde bereits von Goethe, Helmholtz und Hegel hervorgehoben, die

Leidenschaft
Bier legt sie seinen Lesern ans Herz, genau an die Stelle, aus der große Gedanken kommen. Mit Leidenschaft kommt man weiter, bleibt leistungsfähig und überwindet alleHindernisse, nicht nur die Müdigkeit. Sie gilt nicht äußeren Vorteilen, sondern der Sache selbst.

Wow, oder? Lassen Sie sich Zeit und denken Sie darüber nach. Die Fortsetzung folgt in Kürze mit einem zweiten Beitrag über die Fehler der Seele.