Die Fehler der Seele nach August Bier

seele

Weiter geht es mit der Seele nach August Bier. Ich hoffe, Sie sind weiter mit Leidenschaft dabei, um Interessantes zu hören, das aber nicht neu ist, sondern aus August Biers Buch „Die Seele“ aus dem Jahr 1944 stammt.Trotz aller guten Eigenschaften, um die es im ersten Beitrag ging, ist die Seele nicht perfekt. Schon Goethe wusste:

„Es irrt der Mensch solang‘ er strebt.“

Und so widmet sich Bier im Buch auch ausführlich den Fehlern der Seele.

Fehler der Seele

„Es ist ein großer Irrtum der Seele, daß der Mensch seine eigene, im Grunde genommen doch höchst gleichgültige Person so wichtig und so ernst nimmt.“

seele-bierDer Leidenschaftliche kommt weit, strebt aber auch nach Ruhm, Macht und Geltung. Von dort ist der Weg zum Neid nicht weit.
Woran liegt das? Ganz einfach, so Bier, weil die Menschheit leicht zu täuschen ist, ob durch andere Leute, durch Medien, Reklame, Titel oder Kleider.

„Die dümmsten faustdicken Lügen wurden und werden von ganzen Völkern geglaubt, wenn sie ihnen gedruckt vorgesetzt werden. Nicht nur die Dummheit und Urteilslosigkeit der großen Masse ist an dieser auffälligen Entwicklung schuld, sie würde nicht so leicht irren, wenn nicht starke Affekte, wie Haß, Neid, Furcht, sie blind machten, und wenn sie nicht so träge wäre. Es ist viel leichter, andere für sich denken und überlegen zu lassen, als sich selbst eine Meinung zu bilden.“

Mir kommt beim letzten Satz spontan Reinhard K. Sprenger mit seinem „Prinzip Selbstverantwortung“ in den Sinn…
Affekte sind für Bier zum größten Teil Fehler der Seele. Trauer, Schrecken, Angst und Furcht schwächen und lähmen. Haß, Zorn, Neid, übertriebene Furcht erachtet Bier für besonders verwerflich, auch wenn sie unter Umstanden auch als Ansporn dienen können. Freude, Mut und Liebe hingegen sind für ihn positiv, da sie stärken und fördern.
Wenn es um negative Aspekte geht, liegt ein weiterer Begriff nahe:

Pessimismus
Bier setzt ihn mit einer Krankheit gleich, räumt aber ein, dass Pessimismus zuweilen auch nur Theater ist. Was tut der Pessimist? Er

  • sieht in allem nur das Schlechte
  • glaubt, dass es weder Glück noch Fortschritt gibt
  • sieht sein Leben voller Unlust
  • schätzt Nichtsein besser als Sein ein, so dass der Tod schließlich zum wünschenswerten Ziel wird

Möchten Sie wirklich so sein? Hoffen Sie auf Besserung, denn Hoffnung erzeugt Wohlbefinden, das auch für die Gesundung bei Krankheiten sehr wichtig ist. Sie können auch von besseren Zeiten träumen. Denn der

Traum
ist für Bier ein sinnvolles Erzeugnis der menschlichen Seele, ob nachts oder als Halbschlaftraum. Während das strenge logische Denken ruht und das Wollen in den Hintergrund geschoben ist, kann sich die Phantasie ungestört entwickeln. Plötzlich und problemlos zeigen sich Lösungen für Probleme, die bis dato unlösbar schienen. So entwickelte Kekulé 1861 seine Benzoltheorie im Traum, also genau in dem Moment, in dem der vom Denken beherrschte Wille ausgeschaltet war.
Diese Fähigkeit haben auch die „modernen“ Gehirne – wenn man sie lässt. In gleicher Weise erklärt Bier Erfindungen von Laien, die nicht durch angelerntes Wissen gehemmt sind.
Hier wirkt das Unbewusste, dass heute im Mentaltraining gerne verwendet wird. Auch beim Entscheiden spielt es eine wichtige Rolle, die viel zu oft unterschätzt wird.

Egal ob man nun von altem Wein in neuen Schläuchen sprechen möchte oder alles Aktuelle glaubwürdiger wird, weil es schon lange bekannt ist – die Hauptsache ist, die Botschaften für sich zum Positiven zu berücksichtigen.