Löst Georg Fraberger das Leib-Seele Problem?

fraberger

In meinem Psychologie-Studium habe ich mich kürzlich mit dem Leib-Seele-Problem beschäftigt und nicht schlecht gestaunt, dass diese Frage noch immer als offen bezeichnet wird. Auf die Frage, ob es tatsächlich eine vom Körper unabhängige Seele gibt, kann man drei verschiedene Antworten bekommen, von denen keine absolut falsch und auch keine absolut richtig ist. Hmm, das wundert mich doch ein wenig. Wenn ich an Georg Frabergers Buch „Ohne Leib mit Seele“ denke, ist die Frage eindeutig geklärt. Ist er der Psychologe, der das Leib-Seele-Problem löst?

Blättern wir als erstes nochmal in den Studienunterlagen, und danach in Frabergers Buch.

Die Anhänger des Monismus sind der Meinung, dass es nur eine Entität gibt, von der alles ausgeht. Der materialistische Monismus denkt dabei an den Körper und führt alles auf physische Funktionen zurück. Anhänger des idealistischen Monismus sind überzeugt, dass der Geist die Grundlage bildet und alles aus dem Bewusstsein abgeleitet ist. Der neutrale Monismus glaubt, dass etwas Neutrales aus Körper und Geist das menschliche Verhalten bestimmt.

Die Anhänger des Dualismus sind davon überzeugt, dass Körper und Geist gleichberechtigt nebeneinander stehen. Auch hier gibt es drei Strömungen. Der interaktionistische Dualismus glaubt, dass Körper und Geist interaktiv verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Der parallele Dualismus nimmt dagegen an, dass Körper und Geist parallel existieren ohne sich zu beeinflussen. Der methodische Dualismus schließlich sagt, dass sich eine solche Prinzipfrage wissenschaftlich nicht beantworten lässt.

Der Komplementarismus vereinigt Monismus und Dualismus, nimmt aber eine neutrale Stellung ein. Er sagt, dass sich materielle Prozesse sich von außen messen lassen, was für  geistige Prozesse aber nicht gilt.

frabergerGeorg Fraberger würde ich am ehesten dem interaktionistischen Dualismus zuordnen, wobei er der Seele die wichtigste Rolle zuschreibt. „Allzu leicht können auch extrem erfolgreiche Menschen vergessen, worauf es im Leben tatsächlich ankommt, was uns Menschen wirklich ausmacht – die Seele.“ schreibt er bereits im Vorwort. Und wenige Zeilen weiter:

„Erst wenn auch seelische Bedürfnisse berücksichtigt werden, kann man Ideen, Aufgaben, Projekte und Ziele verwirklichen, die jenseits körperlicher, materieller und verstandesmäßiger Grenzen liegen.“

Der materialistische Monismus schliesst sich aufgrund des Buchtitels „Ohne Leib mit Seele“ aus. Darüber lässt sich allerdings auch wieder diskutieren, denn Fraberger hat zwar keine Arme und Beine. Da der Leib aber nach meinen Studienunterlagen alle körperlich-materielle Vorgänge im Organismus umfasst, hat Fraberger natürlich einen Leib. Seine Hirnströme sind ebenso verhanden wie eine Herzaktivität und ein Hautwiderstand.

Aber schauen wir noch etwas weiter in sein Buch. Beruf, Einkommen und Körper werden häufig für als Grundlage für Vergleiche verwendet. Für ein erfülltes Leben, so Fraberger, müssen aber die seelischen Bedürfnisse erfüllt werden. Denn erst sie verleihen dem Leben einen Sinn und wirken als Motor und Antrieb. Wissenschaftlich erklärbar und messbar ist das nicht, da folgt er dem methodischen Dualismus. Aber er betont, dass die Seele bestimmt, inwieweit vorhandene Talente ausgebildet, verfolgt und entwickelt werden. Wer also seine Interessen entdeckt und auslebt, macht seiner Seele Platz.

Wertschätzung ist für Fraberger ebenfalls ein wichtiger Aspekt, der die Seele fördert. Wenn man sich geschätzt fühlt, können sich die Gedanken und Gefühle frei entwickeln.

Fraberger plädiert klar für ein neues Menschenbild, in dem die Existenz der Seele selbstverständlich wird. Sie muss sowohl in der Psychologie als auch im Alltag eine größere Bedeutung erhalten. Ein erfülltes Leben orientiert sich an inneren Werten, auch wenn das einiges an Energie und Überlegung erfordert. Käufliche, kopierbare Symbole oder die soziale Position sind dafür keine guten Maßstäbe.

Sein Buch ist also kein „billiger“ Glücksratgeber nach dem Motto „Wenn Fraberger mit dieser Behindunger glücklich sein kann, dann…“ Er hat eher ein Psychologie-Fachbuch geschrieben, von dem aber jeder profitieren kann, wenn er sich darauf einlässt. Denn Gedanken und Gefühle halten viele ja noch immer lieber vor der Öffentlichkeit verborgen. Fraberger macht Mut zu neuen Denkweisen und Wegen.