Gute-Laune-Belegschaft und Kuschelzimmer

dornroeschen

Heute will ich von Dornröschen berichten. Keine Sorge, es wird keine Märchenstunde. Denn beim besagten Dornröschen handelt es sich um ein Hotel und Gasthaus, das mit Herz und Kreativität seine eigene Geschichte mit täglichem Happy-End schreibt.

rollup-peter-merkelWomit buhlen Hotels um die Gunst der Reisenden? Zentrale Lage, hoteleigener Wellnessbereich oder Neubau mit Designermöbeln stehen da ganz hoch im Kurs. Mit diesen Dingen kann das Hotel Dornröschen nicht punkten. Es liegt zwar mitten in Deutschland, in Hessen. Aber der Odenwald ist nicht gerade eine Top-Destination. Vor dem Haus ist Wiese, dahinter ein Hang mit Apfelbäumen, die Straße endet im Wald, und das Haus ist 115 Jahre alt. Keine Chance, abhaken und zusperren? Nein, bloß nicht! Sondern andere Strategien verfolgen als der Mainstream. Kreativ sein und mit Herzblut an’s Werk gehen!

Google sei Dank habe ich das Dornröschen gefunden. Die Website war vielversprechend, der erste Kontakt so beeindruckend, dass namhafte Kettenhotels – es ging um eine Familienfeier mit Essen und Übernachtung – abgeschlagen auf der Strecke blieben. Zu Recht, denn alle Gäste waren vollauf zufrieden.

Das Märchen hat verschiedene Zutaten und ist ein ermutigendes Beispiel, wie es in der Arbeitswelt gehen kann, wenn Werte gelebt werden und alles Sinn macht.


Menschen stehen im Mittelpunkt

Da sind an erster Stelle die Inhaber Peter und Carola Merkel zu nennen, die nicht nur auf Roll-Ups im Haus stehen, sondern immer für ihre Gäste da sind. Das Gespräch mit den Gästen ist selbstverständlich, menschlich, herzlich und auf Augenhöhe, nach dem Motto: „Wer gut zu mir ist, zu dem bin ich auch gut.“ Daraus entsteht eine ganz besondere, angenehme Atmosphäre, in der jeder dazu beiträgt, dass es seinem Gegenüber gut geht und sich die Gäste schon nach wenigen Minuten wie zu Hause fühlen.

Warum funktioniert das alles so gut? Weil es im Dornröschen kein Null-Bock-Personal gibt, sondern die Inhaber und die „Gute-Laune-Belegschaft“! Wow…das trifft den Nagel auf den Kopf! So ist es wirklich, das ist keine leere Agentur-Hochglanzparole, sondern natürliche, gelebte Wirklichkeit. Und wer hat etwas davon? Alle! Denn alle sind wichtig, egal welche Aufgabe sie erfüllen. Auch die Mitarbeiter, die im Verborgenen agieren und die vermeintlich niederen Tätigkeiten verrichten.

Auf dem Bett wartete bei der Ankunft eine Karte mit einer Rose zur Begrüßung auf mich. Das besonders Interessante fand ich aber auf der Rückseite:

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Silke sorgt also dafür, dass mein Zimmer sauber ist. Mit diesem Namen wirkt das Ganze doch gleich ganz anders, oder? Silke ist wichtig, Silke verdient Wertschätzung für ihre Arbeit und muss sich absolut nicht verstecken, weil sie „nur“ putzt. Es überrascht mich fast ein wenig, dass Silke und ihre Kolleginnen im Treppenhaus freundlich und fröhlich grüßen. Niemand verflucht den Montag und seine Arbeit, sondern ist Teil der guten Laune. Das steckt an und lässt mich gängige Meinungen überdenken.

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Neue Ideen

Was Süßes auf dem Kopfkissen? Das bieten die meisten Hotels, obwohl es längst ein alter Hut ist. Im Hotel Dornröschen gibt es eine kleine Karte mit einem netten Spruch, die gleichzeitig Gutschein für einen Schlaftrunk aus der hauseigenen Kelterei ist.

herzschildAuch bei den Zimmern findet man einige nette Ideen. Es gibt Land-, Apfel-, Rosen- und Kuschelzimmer. Nomen est Omen, und das erkennt man bereits in den Fluren. Natürlich gibt es Zimmernummern, aber sie werden immer von Äpfel, Rosen oder Herzen begleitet. Und in dieser Tonart geht es auch im Zimmer weiter. Im Apfelzimmer findet sich Evas Frucht an vielen Stellen, auf den Gardinen, an den Wänden und im Apfelkrimi auf dem Nachttisch.

Im Kuschelzimmer…sehen Sie selber, ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.
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Das Jahresprogramm gibt es in der „Apfelpost“ und im „Rosenblättchen“. Die Chefin, ihres Zeichen Konditorin, präsentiert darin für jeden Monat eine Torte und eine Praline des Monats. Auch die Küche wartet jeden Monat mit saisonalen und regionalen Spezialitäten auf. Mit den Sehenswürdigkeiten der Umgebung werden daraus Urlaubspakete von 2 bis 7 Tagen.

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Das Erfolgsgeheimnis…

Und wie schaffen die das, die Merkels, mindestens 6 Tage pro Woche von Ende Februar bis Ende Dezember von morgens bis abends im Dienst zu sein? Klar, weil es für sie kein Dienst ist, sondern Leidenschaft, die Sinn macht und auch viel zurückgibt.

Ihr Motto hängt gestickt im Treppenhaus.

Das Wochenende im Hotel Dornröschen war eine Wohltat. Der Kontrast am Tag danach zur Arbeitswelt, in der die Ellbogen dominieren, hätte zwar nicht größer sein können. Aber es freut mich, dass ich wieder ein Beispiel gefunden habe, dass es anders geht.

Haben Sie noch ein paar Urlaubstage zu verplanen oder Lust, die Odenwälder Küche kennenzulernen? Ich hätte da einen Vorschlag…Sie wissen, was ich meine, oder?