Qi Gong oder Progressive Muskelentspannung? Was entspannt besser?

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Angenommen Sie müssen sich entscheiden, ob Sie lieber einen Kurs in Progressiver Muskelentspannung (PME) oder in Qi Gong besuchen. An Hand welcher Kriterien können Sie einer Entscheidung näher kommen? Auch wenn ich inzwischen Kurs- bzw. Übungsleiter für beide Techniken bin, fällt es mir gar nicht so leicht, diese Frage zu beantworten.

Das liegt sicher zum Teil daran, dass es im Qi Gong viele verschiedene Übungsformen gibt, die nicht über einen Kamm geschoren werden können. Stilles Qi Gong hat einiges mit der Progressiven Muskelentspannung gemeinsam, während sich bewegtes Qi Gong davon unterscheidet. Und so sollten die folgenden Punkte auch eher als Hinweise und nicht als trennende Mauern verstanden werden.

Schnelle, einfache Erlernbarkeit

Wenn Sie eine Entspannungstechnik suchen, die Sie schnell erlernen und dann selbständig anwenden können, hat die PME die Nase vorne. Sich 17 Muskelgruppen, von denen sich 5 im rechten und linken Arm und Bein gleichen, zu merken, geht schnell. Bis man allerdings ein paar Qi Gong- Aufwärmübungen und die 8 Brokate wirklich korrekt ausführen kann, dauert es um einiges länger. Die Wahrscheinlichkeit für Fehler ist bei Qi Gong um einiges höher als bei der PME, die mehr Freiheiten gibt, wie der Muskel angespannt wird.

Universelle, auch unbemerkte Einsatzmöglichkeiten

Wenn Sie eine Entspannungstechnik suchen, die Sie bei Bedarf schnell einsetzen können, auch ohne das es groß auffällt, ist ebenfalls die PME die Methode der Wahl. Die meisten Muskeln lassen sich unbemerkt an- und entspannen. Das geht sowohl beim Warten an der Kasse oder Bushaltestelle, am Schreibtisch und auch kurz vor einem Auftritt an der Bühnentür. Stilles Qi Gong wäre in vergleichbaren Situationen auch noch denkbar, aber nicht ganz so optimal, weil eine unruhige Umgebung für die meditative Versenkung nicht so geeignet ist.

In der Natur einsetzbar

Vielleicht scheitern Entspannungstechniken bei Ihnen ja daran, dass Sie zu Hause keine Möglichkeit finden, sich ungestört zurückzuziehen? Dann lernen Sie Qi Gong und verlegen Sie Ihre Qi Gong-Einheit einfach in die Natur. Ich habe einige gute Plätze auf meinen Laufstrecken, an denen ich für meine Qi Gong Übungen anhalte und mit dem Blick auf majestätische Berge oder verschwenderische Frühlingsblumenfülle auch noch die Kraft aus der Landschaft aufnehme. Mit der passenden Kleidung ist Qi Gong in der Natur immer eine Bereicherung!

Es muss Bewegung sein

Es gibt Menschen, die „wahnsinnig“ werden, wenn sie nur ein paar Minuten untätig sitzen oder liegen sollen. Natürlich gibt es dafür verschiedene Gründe, und wer will, kann daran auch arbeiten. Dennoch würde ich hier eindeutig zu bewegtem Qi Gong raten, bei dem der ganze Körper in Aktion kommt. Zur beruhigenden Wirkung gesellt sich hier durchaus auch noch eine Kräftigung und Mobilisation von Muskeln und Gelenken.

Viele verschiedene Wirkungen

Wenn Sie eine Methode suchen, die quasi ein Allheilmittel ist, hat Qi Gong die Nase knapp vorne. Beide Methoden verbinden zwar Körper, Geist und Seele. Qi Gong hat aber – bei regelmäßiger Durchführung – noch weitreichendere positive Wirkungen auf die Gesundheit. Die erhöhte Lebenserwartung der ersten Qi Gong-Meister in China verschaffte der Methode große Aufmerksamkeit. Wer sich etwas genauer mit dem Qi, der Energie, befasst, wird auch vom Nahrungs- und Atem-Qi erfahren und möglicherweise einiges in seinem Leben verändern.

Konkret und greifbar

Wenn Sie nur das glauben, was Sie tatsächlich sehen und fühlen können, wird Ihnen die PME besser gefallen. Denn der angespannte Muskel ist natürlich viel konkreter als das Qi, das in den Meridianen durch den Körper fließen soll. Wenn Sie bei der PME in Ihren Körper hineinspüren, verändert sich ja vielleicht mit der Zeit Ihre Beziehung zu Ihrem „Innenleben“, so dass Sie mit der Zeit auch eine gewissen Neugier für die Vorgänge im Körper entwickeln.

Sind Sie nun schlauer? Ein wenig doch, hoffe ich. Und egal für welche Entspannungstechnik Sie sich entscheiden: Jede Minute, die Sie täglich für sich selber verwenden, ist viel wert. Es spricht auch nichts dagegen, verschiedene Techniken und verschiedene Kursleiter auszuprobieren, bis Sie Ihre Lieblingstechnik gefunden haben. Sie müssen es nur tun! Wenn Sie aber einmal begonnen und die positiven Wirkungen erfahren haben, werden Sie gar nicht mehr ohne Ihre Übungen auskommen.