Weg der Sinne: Bewegung, Nachdenken und Kraft tanken


„6220 Schritte für die Seele“, so der Untertitel für einen außergewöhnlichen Rundwanderweg, der sich im Tiroler Unterland am Hochpillberg befindet. Wenn Sie in der Nähe wohnen oder Urlaub machen, sollten Sie den Weg der Sinne unbedingt auf Ihre ToDo-Liste nehmen. Er bietet eine interessante Mischung aus Kunstwerken, Denkanstößen, Ruhepolen und Kraftquellen. 22 ausgewiesene Stationen sind es, dazu kommen Ruhebänke, Hängematten und eine Barfussstrecke zum Wahrnehmen über die Fußreflexzonen.

Hier die Bilder von ausgewählten Stationen mit Erklärungen und Denkanstößen.

Im Labyrinth zur eigenen Mitte kommen

Labyrinth
Der Weg durch dieses Labyrinth gleicht mit seinem natürlichen Waldboden, mit Wurzeln, Matschpassagen, Dornen und Steigungen dem eigenen Lebensweg auf besonders authentische Weise. Mal meint man, gleich am Ziel oder an einer schon bekannten Stelle zu sein, nur um kurz danach zu merken, dass der Eindruck getäuscht hat. Die Perspektive wechselt laufend, der Weg ist aber immer klar und geht nach vorne. Wer mutig voranschreitet, erreicht schließlich seine Mitte und kann am Baumstumpf verweilen und seinen Gedanken nachhängen, bevor der Rückweg mit neuer Stärke beginnt.

49 Fundstücke als Impuls zum Entrümpeln

Fundstuecke
Leere Flaschen, abgebrochene Skistöcke, Plastikteile, Knochen und etliche andere Fundstücke sind an einem Netz zwischen den Bäumen angebracht. Jeder könnte eines der Teile verloren oder weggeworfen haben oder dergleichen noch in seinem Keller horten. Wozu? Man könnte es ja irgendwann nochmal brauchen. Tatsächlich? Wie wäre es mal mit entrümpeln, Ballast abwerfen? Freie Flächen an Wänden und auf dem Boden erleichtern und schaffen Luft. Probieren Sie es einfach mal aus und beherzigen Sie das „weniger ist mehr“.

Energie tanken im Steinkreis

Steinkreis
Große Steinen sollen Kraft spenden. Wenn Sie das glauben, wird es eintreten, ob hier an diesem Steinkreis oder anderswo. Nehmen Sie sich die Zeit, sich in der Mitte des Kreises zu erden, sich die Lebensenergie des Feuers zu holen oder darüber nachzudenken, dass Feuer Metall schmilzt und mit Asche Erde liefert, dass Holz das Feuer nährt und in der Erde wurzelt, dass Wasser Holz nährt und Feuer löscht und dass Metall Holz schneidet. Alles hat seine Rolle und seinen Nutzen.

Tor zu den 6 Sinnen – in Gemeinschaft mehr erreichen

Sinne
(Nur noch) fünf Steine hängen an Drahtseilen, scheinen aber frei zu schweben, geben sich einfach dem Wind hin und lassen sich von ihm in verschiedene Richtungen treiben. Was die Nachbarn tun, berührt sie nur selten, denn sie sind unabhängig und frei. Dennoch ist es möglich, dem Nachbarn einen Impuls mitzugeben. Dafür muss man sich aber aus der Ruheposition bewegen und sich unter Umständen etwas drehen – sich dem Nachbar also in passender Weise zuwenden. Und wenn der Nachbar das gleiche auch mit seinem Nachbarn tut, wird ein Gemeinschaftswerk möglich, das viel mehr bewirken kann, als wenn alle nur für sich „rumhängen“. Diese Nachbarn können Menschen sein, es können aber auch die 6 Sinne sein. Wenn sich Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und Fühlen ergänzen, wird die Wahrnehmung runder, ganzheitlicher oder ausgeglichener. Denn vieles hat mehrere Aspekte, die berücksichtigt werden sollten.

Naturarchive und die Freude an kleinen Dingen

Naturarchiv
Es müssen nicht immer teure oder exquisite Dinge sein, die uns in den Bann ziehen. Ästchen, Flechten, Steine, Federn und selbst das, was nach der Blüte übrig bleibt, können faszinieren – wenn sie mit einem neugierigen Auge betrachtet oder richtig in Szene gesetzt werden. Ein visueller Tag bringt Ihnen sicher ein paar Erkenntnisse in dieser Richtung.

Raum hören, Form sehen – innen und außen

Ohren
Drei Ohrenpaare, ob vom Mensch, von Katze, Hund oder anderen Lebewesen, drehen sich geräuschlos und von weitem sichtbar im Wind und hören in den Raum hinein. Der Künstler weist auf die unterschiedlichen Aspekte des Hörens hin, das nicht nur nach außen gerichtet sein kann. „Der leisen inneren Stimme Gehör schenken.“ Das sollten wir viel öfter tun, dabei innehalten und nachdenken, egal wie laut es um uns herum poltert oder wer mal wieder versucht, sich machtvoll in Szene zu setzen.

Cabrio Laudatio mit Echo

Cabrio Laudatio
Diese funkelnde Rednertribüne „verleiht der inszenierten Aktion einen gewissen Showcharakter, bei dem es bisweilen mehr um die Oberfläche, als den Inhalt geht“, heißt es in der Beschreibung. Aber keine Sorge, alles kommt zurück, denn die Kanzel ist bewusst platziert: „Man spricht in den Wald – und so schallt es auch zurück.“ Also aufgepasst, was man sagt. Andererseits darf man über gute Taten oder wertvolle Inhalte durchaus öfter berichten. Denn damit wird das Gute zurückgegeben und hat die Chance, sich zu vermehren.

Der Vorhang im Wald als Trenner

Trenner
Mitten im Wald hängt ein Vorhang aus Stoffstreifen. Er mag ein Geheimnis vor allzu neugierigen Blicken verbergen und erst freigeben, wenn man den Vorhang lüftet. Ich habe ihn aber eher als Trenner gesehen. Mit dem Durchschreiten des Vorhangs habe ich meine hinderlichen Gedanken abgestreift und mich voll neuen Mutes auf den vor mir liegenden Weg gemacht. Vielleicht können Sie dieses Bild ja mitnehmen und es einsetzen, wenn Sie sich von negativen Gedanken oder Erfahrungen lösen wollen?

Vorbereitung und Anreise
Verlassen Sie die Inntal-Autobahn an der Ausfahrt Vomp und folgen Sie der Beschilderung zunächst nach Pill. Halten Sie dann Ausschau nach den Schildern mit der Aufschrift „Pillberg“ und schrauben Sie sich quasi in den Himmel. Ein bisschen Geduld ist gefragt, aber die Straße ist gut ausgebaut und problemlos befahrbar. Die motorisierte Kletterei ist genau dann zu Ende, wenn Sie rechts und links der Straße Parkflächen sehen. Stellen Sie das Auto dort ab, besorgen Sie sich einen Parkschein (derzeit 2,50 Euro pro Tag), und dann geht es los – entweder bergseitig oberhalb der Straße, wo Sie die große Hinweistafel schon sehen, oder aber in Gegenrichtung unterhalb der talwärts führenden Straßenseite.
Besorgen Sie sich die kleine Broschüre mit den Erklärungen zu den Stationen am besten im voraus, denn in den Kästen an den Schautafeln an den Einstiegsstellen Loassattel, Parkplatz Pillbergstraße oder Liftstation war sie bei meinem Besuch nur an der Liftstation vorrätig. Downloadangebote gibt es beim Hotel Grafenast oder der Silberregion Karwendel (derzeit leider alte Version mit nur 16 statt 22 Stationen).
Kalkulieren Sie mindestens 3 Stunden ein, wenn Sie den Weg in Ruhe gehen und an den Stationen verweilen möchten.