Wiener Kongress für mentale Stärke

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2012 hatte er Premiere, der Wiener Kongress für Mentale Stärke. Namhafte Experten hielten Vorträge und beteiligten sich an der Podiumsdiskussion. Ich war leider nicht dabei, habe mir aber inzwischen das Buch besorgt, das die wichtigsten Aussagen der Veranstaltung zusammenfasst. Auch wenn es von der Aufmachung her irgendwie unscheinbar wirkt, ist es doch eine wahre Goldgrube für alle, die den Kongress ebenfalls verpasst haben.

In 18 Kapiteln und auf 230 Seiten findet man die wichtigsten Aussagen der Veranstaltung und gleichzeitig einen sehr guten Überblick über die vielen Facetten der mentalen Stärke.

Im ersten Kapitel gibt es von Harald Janisch klare Worte zur Qualität diverser Angebote im Bereich des Mentaltrainings, die ich als angehende Mentaltrainerin sehr wichtig finde und auch in meiner Diplomarbeit zitiert habe. Höchste Qualität hatte sicher auch der Vortrag von Prof. Dr. Spitzer zur Hirnforschung. Das im Buch abgedruckte Interview fasst die Grundlagen zusammen, die für das Mentaltraining nötig sind. Das Hirn kann und muss immer wieder Neues lernen und wachsen – so die Kurzfassung.

kongress-buch-12Im Beitrag von B. Moestl zum Bewusstsein habe ich mir einen Satz markiert, der eigentlich alles aussagt: „So können Sie einem Affen nicht einreden, dass er nicht auf einen hohen Baum klettern könne und es daher lieber bleiben lassen solle. Einem Menschen hingegen schon.“ Das Denken entscheidet also über den Erfolg, wobei Moestl allerdings auch klar macht, dass positives Denken nichts mit „Sich-alles-schön-reden“ zu tun hat.

Mitveranstalter W. Schweitzers Thema ist die Zeit und der gute Umgang damit. Er erläutert die unterschiedlichen Zeitperspektiven und gibt in einem Katalog mit 66 Fragen die Möglichkeit, sein eigenen Zeitperspektiven zu ermitteln. In einem weiteren Kapitel beschäftigt er sich mit dem Flow und dem inneren Team. Sein Veranstalterkollege M. Altendorfer beschreibt Erinnerungen als Motor und empfiehlt ein Highlight-Tagebuch zur Verbesserung der persönlichen Grundstimmung. Auch er zeichnet für ein weiteres Kapitel verantwortlich, in dem er die positiven Effekte von körperlicher Bewegung auf die geistige Leistung darstellt. Seinen Erkenntnissen kann ich aus eigener Erfahrung absolut zustimmen.

Im Beitrag von Petra Baumgarthuber kann man Gelassenheit lernen. Sie liefert dafür 8 Bausteine, 10 Tipps und eine Übung.

Kampfsportler Ronny Kokert stellt sein Trainingskonzept Shinergy(R), das zu mentaler Stärke und innerer Lebenskraft verhelfen soll.

Wer oft unter Druck gerät, findet in Kapitel 10 wertvolle Tipps von Andrea Szekeres-Haldimann. Ein gewünschtes Verhalten ist möglich, wenn es im Gehirn in Form einer stabilen Verschaltung angelegt ist. Dass das möglich ist, wissen wir von den Hirnforschern. Vielleicht hilft ja auch ein passendes Wort dabei, denn welche Kraft Worte haben, kann im Kapitel von Paul Lürzer nachgelesen werden. Die inneren Ressourcen sind immer vorhanden – allerdings leider nicht immer ganz einfach zugänglich. Stefan Kindermann beschreibt aus seiner Erfahrung als Schachspieler, wie man Auslöser finden kann, die Zugang zu Ressourcen geben.

Bei allem positiven Denken und Zugriff auf Ressourcen ist Scheitern aber dennoch möglich. Gerhard Scheucher zeigt in seinem Kapitel, dass es für die menschliche Entwicklung sogar notwendig ist. In einem Fragebogen kann jeder Leser sein persönliches Scheiterrisiko ermitteln.

Selbst Scheitern sollte kein Grund sein, die Selbstliebe einzuschränken. Beatrix Schwärzler nennt sie sogar die „Königsdisziplin“ und sieht darin die Voraussetzung, andere Menschen lieben zu können.

Flow, das Konzept von M. Csikszentmihalyi, kann Sportlern gute Dienste leisten. Das jedenfalls kann Kristin Walzer berichten, die einige gute Golfspieler mental betreut.

Fast ein wenig auf den Kongress versetzt fühlt man sich in den letzten drei Kapiteln, in denen das dort durchgeführte Live Coaching und die Podiumsdiskussion zusammengefasst und Meditation vorgestellt werden. Mentale Stärke bringt auch im Beruf mehr Erfolg – die These der Diskussion wurde verifiziert. Im Nachwort setzen die Veranstalter noch eins drauf und empfehlen mentale Stärke für alle Lebensbereiche und nicht nur für Sport und Beruf, wo sie zumindest schon einigermaßen etabliert ist.

Ich kann das Statement der Herausgeber, dass dieses Buch „in keinem Bücherregal von Interessentinnen an mentaler Stärke fehlen“ sollte, uneingeschränkt teilen. Das Buch kann auf der Webseite des Kongress bestellt werden und liegt schon wenige Tage später im Briefkasten. Und wer vom Kongress 2013 mehr als „nur“ ein Buch lesen möchte, hat noch genug Zeit, die Reise nach Wien zu planen. Der Kongress findet am 7. und 8. Juni 13 statt, und Karten sind noch zu haben.