Auftanken leicht gemacht: auf dem Boarischen Entschleunigungsweg


Aschau im Chiemgau ist wirklich A Schau. Mit einem sensationellen Entschleunigungsweg und ganz vielen phantasievollen Bankerln hat das Dorf im Landkreis Rosenheim ganz zu Recht den ADAC Tourismuspreis 2014 gewonnen. Ich gratuliere, stelle den Entschleudigungsweg vor und gebe Anregungen für all diejenigen, die zu weit weg wohnen, um den Weg zu besuchen, aber dennoch entschleunigen möchten. Denn das geht überall.

aschau-handyLos geht’s am Dorfrand im Schatten des Hohenaschauer Schlosses (großer Parkplatz an der Festhalle) mit einer großen Übersichtstafel und dem Hinweis auf die bevorzugten Wahrnehmungskanäle. Augen und Ohren sollen es sein, die aber nur die Geräusche aus der Natur aufnehmen sollen. Das Klingeln eines Telefons gehört nicht dazu. Fonsi zeigt das recht eingängig, denn wer würde schon einen sooo großen Fernsprecher durch den Wald tragen wollen?

Wir lernen: Sie müssen nicht immer erreichbar sein. In 1-2 Stunden geht die Welt nicht unter. Schaffen Sie sich Ihre persönlichen Ruhezonen, um neue Energie zu gewinnen. Danach können Sie die anstehenden Aufgaben viel besser angehen und lösen.

An der ersten Station heißt es „Boarisch abhängen“. An einer einfachen Reckstange wird der Körper gelockert, vor allem der oft verspannte Schulter- und Nackenbereich. Das verbessert die Körperwahrnehmung, kann Energieblockaden lösen oder die Körperhaltung verbessern.

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Wir lernen: Bewegungsübungen für den Körper sind wertvoll. Verspannungen kosten unnötig Energie und verursachen möglicherweise sogar Schmerzen. Nehmen Sie sich immer wieder Zeit, die Muskeln zu lockern.

Nachdem der Körper gelockert wird, sorgt die nächste Station für die richtige mentale Einstellung. „Danke für mein Leben“ lautet die Inschrift eines großen Steins gegenüber der Geburtstagsbank für den Schauspieler Christian Wolff. Der Weg führt durch ein Tor, das auf boarisch und hochdeutsch zum positivem Denken und zur inneren Harmonie anregt.

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Wir lernen: Ihre Gedanken haben großen Einfluß auf Ihr Wohlbefinden. Unsere Erfahrungen und Erwartungen bestimmen, was wir wahrnehmen – nämlich genau das, was diese bestätigen. Nehmen Sie sich einfach mal vor, bewusst auf positive Dinge zu achten. Sie werden überrascht sein, wieviele Dinge sie finden werden, von kleinen Naturschönheiten bis zu netten Begegnungen.

Mit einer riesengroßen Kuhglocke lässt sich nicht nur „Boarisch Tamtam“ machen, sondern auch die Körperwahrnehmung und Atmung verbessern. Einfach die Schwingungen der Glocke aufnehmen und ein Gespür für die Bauch- und Brustatmung entwickeln.

Wir lernen: Die Atmung ist ein wichtiger Indikator für die Anspannung und gleichzeitig auch ein steuerbares Regulativ zur Beruhigung. Die Bauchatmung gilt als Stressatmung, während die Brustatmung (der Brustkorb hebt und senkt sich beim Atmen) beruhigt. Beobachten Sie immer wieder mal Ihre Atmung und versuchen Sie in hektischen Situationen bewusst Ihren Atem zu beruhigen.

Wer meint, Meditieren wäre nichts für ihn, kann auf dem Entschleunigungsweg einen einfachen Einstieg auf der Himmelswiege probieren. Eine große Holzliege hängt fest zwischen den Bäumen und lässt sich hin- und herschaukeln. Der Blick geht auf die Bäume, wo vielleicht auch bei Ihnen ein Oachkatzl seine Kletterkünste vorführt. Mit jeder Schaukelbewegung fällt die Anspannung förmlich von einem ab.

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Wir lernen: Mal ein paar Minuten nichts zu tun und auch nichts zu denken, ist keine verlorene Zeit, sondern ein Gewinn! Sie entspannen und finden zu sich. Versuchen Sie es, und lassen Sie sich einfach darauf ein. Wenn Gedanken auftauchen, schieben Sie sie einfach sanft weiter und fühlen Sie die innere Ruhe.

Mitten im Wald steht eine Kuh. Und dazu gibt es Eimer und einen Schemel. An dieser Station heißt es tatsächlich Melken! Zwar gibt diese Kuh keine Milch, sondern „nur“ Wasser aus dem daneben verlaufenden Bach, aber sie vermittelt verschiedene Botschaften. Probieren Sie, ob es Ihnen gelingt, den kleinen Eimer zu füllen. Seien Sie neugierig und experimentierfreudig. Sie schaffen das!

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Wir lernen: Handarbeit und Umgang mit der Natur erden. Besinnen Sie sich einmal darauf, wo hochwertige Lebensmittel herkommen und was die Natur alles liefern kann. Schaffen Sie sich Auszeiten, in denen Sie mit Tieren oder Pflanzen arbeiten, um von Natur aus zu entspannen.

Die „Aschauer Irxnschmalz-Liege“ ist für alle da, gerade auch für „Muskelmänner“. Denn Muskeln müssen zwar trainiert, aber auch entspannt werden. Genau das geht auf dieser Liege mit wunderbarem Fernblick und Anleitung für die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

Wir lernen: Anspannung und Entspannung müssen sich die Waage halten, d.h. nach der Anspannung muss (nicht nur) der Muskel entspannt werden. Probieren Sie die Progressive Muskelentspannung aus. Sie ist einfach zu erlernen und hat eine sensationelle Entspannungswirkung auf Körper und Geist.

An der vorletzten Station lässt sich „Boarisch chillen“. Eine breite Bank unter Bäumen lädt ein, die Natur mit allen Sinnen wahrzunehmen. Hören, sehen, riechen, schmecken und fühlen ist angesagt. Die Natur bietet dazu allerlei, sowohl Vertrautes als auch neue Perspektiven zum Staunen.

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Wir lernen: Jeder hat einen oder zwei bevorzugte Sinneskanäle. Aber nutzen Sie alle Kanäle, um Eindrücke aufzunehmen. Und wechseln Sie auch mal bewusst die Perspektive. So werden vertraute Dinge für ganz neue Eindrücke sorgen und vielleicht auch neue Ideen oder Einsichten bringen.

Der Entschleunigungsweg endet an der Zauberbank, an der es grüne Ordner mit allerlei erstaunlichen Wahrnehmungsexperimenten, einem Häuschen mit Glückslosen und Bonbons für die Kinder gibt.

Danach kann man seinen Weg ins Dorf lenken, um dort die vielen Bankerl zu bestaunen. Aber darüber ein anderes Mal mehr. Wenn Sie die Möglichkeit haben, besuchen Sie unbedingt den Boarischen Entschleunigungsweg in Aschau im Chiemgau. Er ist 2 km lang und auch mit Kindern gut begehbar. Es gibt auch Brotzeitplätze und Aussichtspunkte, so dass Sie schon ein wenig Zeit mitbringen sollten. Aber es lohnt sich sicher.

Ansonsten beherzigen Sie einfach die Anregungen, denn das geht an jedem Ort. Ich wünsche gute Entschleunigung!