Rezept gegen Frust und Enttäuschung


Wer kennt das nicht? Eine Erwartung erfüllt sich nicht, der erhoffte Erfolg einer Anstrengung stellt sich nicht ein, und übrig bleiben Frust und Enttäuschung. So haben es viele Sportler gerade bei den Olympischen Spielen erlebt. Und so hat es sicher jeder in Beruf, Sport oder anderen Lebensbereichen schon erfahren. Wenn Sie nicht darauf warten möchten, bis die Zeit die Wunden heilt, lesen Sie weiter und finden Sie mit einigen Denkanstößen und Fragen schnell den Ausgang aus dem Jammertal.

tor-zuSo stellt sich die Situation dar: Das Tor ist verschlossen, der Weg zum Ziel versperrt. Welche Möglichkeiten liegen auf der Hand?

  • sich vor das Tor setzen und weinen: Das würde Freud als Regression bezeichnen, als Rückkehr auf eine frühere Entwicklungsstufe, von der keine Änderung der Situation zu erwarten ist.
  • immer wieder gegen das Tor rennen, um es mit Gewalt zu bezwingen: Das bringt sicher blauen Flecken und noch mehr Frust, sonst aber nichts.
  • resigniert erklären, dass man ja eigentlich gar nicht auf die andere Seite des Tors will: Nach Freud wäre das Verdrängung, die aber nur dann sinnvoll ist, wenn es ein alternatives Ziel gibt, dem man sich ernsthaft zuwendet.

Das bringt also alles nichts. Gehen wir lieber klug mit unserer Energie um und lenken sie mit folgenden Schritten in sinnvolle Bahnen.

Grundsätzlich: Scheitern integrieren

Scheitern und Fehler gehören zu einem aktiven Leben dazu. Nur wer nichts tut, macht keine Fehler. Wer aber etwas wagt, sich auch mal aus seiner Komfortzone hinauswagt, kann Scheitern. Aber das ist meist nicht das Ende der Welt, sondern bringt wichtige Erfahrungen, mit denen es beim nächsten Versuch schon viel besser geht. „Auch die Sonne hat Flecken“, so hieß es heute früh in der Olympiaberichterstattung in Radio Tirol. Es gibt also in der Welt nichts Fehlerloses.

Wie schlimm sind die Konsequenzen Ihres aktuellen Scheiterns eigentlich? Geht die Welt tatsächlich unter, oder sind nur Sie ganz alleine der Meinung, dass gerade das größte Drama passiert ist? Nach dieser ersten Frage folgen die weiteren entscheidenden Fragen:

1. Frage: Ist das Ziel noch erreichbar?

Fragen Sie sich in der Enttäuschung, ob das gerade verfehlte Ziel überhaupt noch erreichbar ist. Der Olympiasieg in Sochi ist nach Ende des Wettkampfs beispielsweise nicht mehr erreichbar. Jede – wenn auch verständliche Enttäuschung über „Blech“ – nützt dann nichts mehr. Das Ergebnis lässt sich nicht mehr ändern. Was hilft in dieser Situation?

  • Mit Hilfe eines Trennrituals die Emotion vom Problem trennen und schnell wieder in einen neutralen Zustand zurückkehren.
  • Das Geschehene auf Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten analysieren.
  • Aus den Fehlern lernen und es beim nächsten Mal anders und besser machen.

2. Frage: War das Ziel klar und wohldefiniert?

Olympiagold ist zwar ein klares Ziel, es ist aber nicht wohldefiniert, weil es gar nicht in der eigenen Macht des jeweiligen Sportlers liegt. Er muss natürlich seine beste Leistung abliefern, aber wie diese im Vergleich mit den Mitbewerbern eingestuft wird, liegt nicht mehr in seiner Macht.

Manchmal ist das Ziel auch nicht ausreichend klar, und beim genaueren Hinsehen kommt man vielleicht drauf, dass man im Sinn hat, einen Kollegen fallen zu sehen, um selber ins Rampenlicht zu kommen. Dieses Ziel ist – wenn auch durchaus verbreitet – nicht ökologisch und erinnert eher an die Blaue-Flecken-Variante von oben. In diesen Fällen heisst es „zurück an den Start und das Ziel neu definieren“.

3. Frage: Was hat man bisher zur Zielerreichung getan?

Diese Frage zielt auf die Eigenverantwortung. Haben Sie wirklich alles getan, um das Ziel zu erreichen? Haben Sie ausreichend geübt und wirklich alle Energie auf das Ziel fokussiert? Und kennen Sie die Spielregeln? Vielleicht stellt sich ja heraus, dass diese Regeln gegen Ihre Werte verstoßen, und Sie deshalb gar nicht gewinnen können. Das ist dann der entscheidende Hinweis, dass sie dem falschen Ziel nachjagen.

Und als nächstes? Immer hilfreich:

Loslassen und einen Schritt zurücktreten. Und dann?

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Oh….

Lassen Sie das Bild einfach mal auf sich wirken. Nehmen Sie Ihre Gedanken und Gefühle war und betrachten Sie Ihre aktuelle oder nächste Frust-Situation einfach mal vor diesem Hintergrund. Lassen Sie sich überraschen, was sich tut!