Qi Gong mit einem chinesischen Meister Yuan Tze

qi gong

War es Zufall oder nicht, dass ich das Plakat gesehen habe? Ein 2-tägiger Qi Gong Workshop mit einem echten chinesischen Qi Gong Meister sollte ganz in der Nähe stattfinden. Das wäre doch was, dachte ich mir, und bestimmt eine interessante Ergänzung zur Übungsleiterausbildung in dieser fernöstlichen Technik. Aufschlußreich war die Veranstaltung sicher, allerdings ganz anders als ich es erwartet hätte. Warum? Und was bleibt übrig?

Viele Worte, kaum Action

Abgesehen von zwei Praxisblöcken wurde die meiste Zeit geredet – und das gleich drei Mal. Der Meister war als erster an der Reihe, sprach allerdings chinesisch. Das wurde konsekutiv ins Englische übersetzt und das wiederum ins Deutsche (leider mehr wörtlich als sinnvermittelnd). Rein rechnerisch enthielt also eine Stunde nur 20 Minuten an Inhalten.

Die Darbietung war mit nichts zu vergleichen, was ich bislang erlebt habe. Außer der Stimme und dem Schneidersitz des Meisters gab es nichts, keine Präsentation, keine Flipchart-Skizzen und schon gar keinen Kopfstand oder einen Referenten „zum Anfassen“. Distanz und Hierarchie waren angesagt, der Lehrer lehrte und die Teilnehmer wurden als Klasse bezeichnet.
Anders muss ja nicht schlecht sein. Aber jedermanns Sache war es nicht. Mir ist nun auch klar, warum unsere Ausbilderin in der Progressiven Muskelentspannung betont hat, dass diese Methode frei von Ideologien ist…

Die Kernaussagen

Wie kann man sein Leben und seine Gesundheit verbessern? Diese Frage spannte den Bogen über den Workshop. Gegen die Kernaussagen, die unter den vielen Worten übrig geblieben sind, gibt es sicher nichts einzuwenden. Aber wirklich neu oder gar revolutionär waren sie trotzdem nicht – es sei denn, jemand beschäftigte sich an diesem Wochenende zum allerersten Mal mit dem Thema.

Dass Methoden zur Lebenskultivierung körperlich, also durch sichtbare Übungen, und mündlich übermittelt werden können, ist verständlich. Mit der direkten Vermittlung, also von Herz zu Herz oder von Geist zu Geist haben rationale Denker sicher schon ein paar Probleme. Aber ruhig Blut, denn die Grundregel im Ren Xue, der Technik, die Meister Yuan Tze entwickelt hat, lautet:

Ruhig, entspannt und natürlich bleiben!

Anschließend geht es darum, Körper, Qi und Bewusstsein zu kombinieren. Dabei ist das Bewusstsein der Master, der das Qi beeinflusst. Das Qi steht somit zwischen Bewusstsein und Körper.

Bei den meisten Erwachsenen ist das Qi in Menge und Qualität eingeschränkt und kann nicht mehr ungehindert fließen, obwohl das im Kindesalter noch anders war. Auch im Vergleich mit anderen Lebewesen schneidet der Mensch schlecht ab. Sein gesundheitlicher Abbau beginnt oft schon lange vor dem Tod, und nur wenige Menschen sterben rein aus Altersschwäche. Das ist sicher eine Feststellung, die zum Nachdenken anregt.

Die gute Nachricht ist, dass man aktiv werden und gegensteuern kann. Man kann jederzeit anfangen, mit dem Qi zu arbeiten und sein Verhalten zu verändern. Im Idealfall kombiniert man beides, was Meister Yuan Tze recht anschaulich an seiner Thermosflasche demonstriert hat. Hat sie unten Löcher, läuft der Tee immer heraus, auch wenn man oben laufend nachfüllt. Schlechte Gedanken und Emotionen entsprechen den Löchern, und sie verringern bzw. verschlechtern das Qi im Körper. Natürlich kann man viel Qi Gong betreiben, um mehr Qi in den Körper zu bringen. Aber noch besser ist es natürlich, vorher die Löcher zu verschließen.

Die Zweifel

Des Meisters Meinung, dass Lachen das Qi beeinträchtigt, dass es keine positiven Emotionen gibt und dass beim Schaufensterbummel Qi durch das Schauen verloren geht, kann ich persönlich nicht teilen. Aber da darf sich natürlich jeder seine eigene Meinung bilden.

Das Fazit aus Sicht des Mentaltrainings

Eine Kombination aus Qi Gong-Übungen zur Entspannung und Verbesserung der Körperwahrnehmung mit Übungen aus dem Mentaltraining lohnt sich. Dort gibt es einerseits den Begriff der Psychohygiene, andererseits viele Techniken, um sich Ziele zu setzen, einschränkende Glaubenssätze abzubauen und Ressourcen verfügbar zu machen.

Man kann in seinem Leben viel ändern und hat die Wahl zwischen verschiedenen Techniken. Nur man muss es tun – sonst passiert nichts.