
Stress ist als Begriff in aller Munde. Wer Stress hat, gilt oftmals sogar als fleißig und begehrt. Wer keinen Stress hat, läuft Gefahr, als faul oder unattraktiv angesehen zu werden. Aber stimmt das wirklich? Und was ist mit denen, die vor lauter Stress krank werden? Schauen wir einmal genauer hin.
Was ist Stress?
Psychologie-Studenten an der Fernuni Hagen erfahren dazu Interessantes im Kurs „Biologische Grundlagen der Psychologie“. Stress ist zunächst „nur“ eine Anforderung aus der Umwelt, die allerdings das Gleichgewicht der körperlichen und psychischen Funktionen stört. Nach dieser Definition entsteht bereits Stress, wenn es in der Umgebung wärmer oder kälter wird. Dieser Stress kann in vielen Fällen durch Heizen oder Lüften, An- oder Ausziehen schnell beseitigt werden. Auch Hunger kann eine Ursache für Stress sein. Landläufig wird aber erst dann von Stress gesprochen, wenn eine nicht erfüllbare Leistung gefordert wird oder die Leistungserbringung über einen längeren Zeitraum zu anstrengend ist.
Wie reagiert der Körper auf Stress?
Stress deutet der Körper als Gefahr. Und mit dieser Erkenntnis geht alles ganz automatisch. Es wird das Notfallprogramm aktiviert, das den Menschen zur Flucht oder zum Angriff befähigt. Der Kreislauf wird aktiviert, die Muskeln werden stärker durchblutet, die Bronchien geweitet und Hormone wie Adrenalin ausgeschüttet. Alle verfügbare Energie wird zur bereitgestellt, und alle Körperfunktionen, die für die Stressreaktion nicht nötig sind, wie z.B. die Verdauung oder das Immunsystem, werden auf Sparflamme geschaltet.
Auch das Denkvermögen ist in Stress-Situationen eingeschränkt. Warum das? Nun, dieses Verhaltensmuster von Angriff oder Flucht stammt aus Zeiten, als der Säbelzahntiger noch der Feind des Menschen war. Knackte oder raschelte es im Gebüsch, konnte nur die Flucht das Leben retten. Sich mit dem Säbelzahntiger auf eine Tasse Tee zu treffen und mit ihm über die Vorteile einer vegetarischen Ernährung diskutieren zu wollen, hätte nichts gebracht.
Also Beine in die Hand nehmen und weglaufen. Das hat auch den Vorteil, dass die ausgeschütteten Stresshormone auf der Flucht wieder abgebaut wurden.
Was bewirkt diese Stressreaktion?
Den Säbelzahntiger gibt es längst nicht mehr, die wenigsten Stress-Situationen sind heute lebensbedrohend. Folglich wäre es nun in der Tat meist viel vernünftiger, wenn nicht die Muskeln, sondern das Gehirn auf eine Höchstleistung vorbereitet würde. Dann wäre es möglich, über ein Problem nachzudenken und möglicherweise auch mit anderen darüber zu diskutieren, um eine gute Lösung zu finden.
Dahin kommt man aber nur, wenn man die körperliche Reaktion auf den Stress erkennt und bewusst rückgängig macht.
Was passiert, wenn Stress dauerhaft bleibt?
Über was klagen gestresste Menschen? Über Herz-Kreislauf-Probleme, über Magen-Darm-Probleme, über ein geschwächtes Immunsystem, um nur einige Beispiele zu nennen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Logisch, das sind genau die archaischen Reaktionen des Körpers auf Stress, die zu Beschwerden oder gar Schäden führen, wenn sie nicht durch Entspannung wieder abgebaut werden.
Wie kann man entspannen?
Im Grund reichen täglich schon ein paar Minuten, in denen man sich ganz auf sich selbst konzentriert und wahrnimmt. So kann man ganz bewusst Sehen, Hören, Atmen oder in den Körper hineinspüren. Wie liegen meine Hände auf der Unterlage? Wie fühlt sich mein Fuß beim Gehen an? Solche sanften Reize helfen dabei, dass Stress-Niveau abzusenken.
Wer mehr möchte, findet in der Progressiven Muskelentspannung eine wunderbare Möglichkeit, die genau diese Achtsamkeit für sich selber mit einer aktiven An- und Entspannung der Muskeln kombiniert.
Und wo ist der Haken?
Der Haken ist, dass Stress und Anspannung automatisch entstehen. Für Entspannung muss aber jeder gezielt selber sorgen. Aber das ist nicht wirklich ein Haken, denn es lohnt sich, ein Gefühl für die eigene Anspannung zu entwickeln und für Entspannung zu sorgen, bevor der Stress zu Schäden führt, deren Behebung noch mehr Aufwand verursacht.